Internet allein nicht der Hoffnungsträger

"Vobis will doch bloß seine Ladenhüter loswerden"

19.07.1996

CW: Apple verliert massiv Marktanteile. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Landi: Für die Einbußen gibt es zwei Gründe. Zum einen haben wir zu spät Rechner im Tower-Format vorgestellt. Das wurde jetzt nachgeholt. Im Notebook-Segment haben wir verloren, weil insbesondere japanische Hersteller wie Toshiba und NEC mit aller Gewalt Marktanteile gewinnen wollten.

CW: Glaubt man der Software Publishers Association, verliert auch die Mac-Software an Bedeutung. Da kommen Zweifel auf.

Landi: Das stimmt wohl im Prinzip. Aus diesem Grund betonen wir aber, daß Apple sich auf solche Bereiche konzentriert, in denen wir unsere Stärken voll entwickeln können. Außerdem hat Apple die loyalste Kundenbasis der gesamten Branche.

CW: Softwarehäuser wie etwa Adobe, die früher 85 Prozent ihrer Umsätze mit Macintosh-Software erzielten, erwirtschaften heute 60 Prozent ihrer Einkünfte mit Windows-Programmen.

Landi: Der gesamte Softwaremarkt für die Wintel-Basis beträgt 5,3 Milliarden Dollar. Drei Milliarden Dollar hiervon erwirtschaftet allein Microsoft. Mit Mac-Software konnte man insgesamt 1,3 Milliarden Dollar erwirtschaften. Microsoft und unsere Softwaretochter Claris schöpfen hiervon 450 Millionen Dollar ab. Mit anderen Worten: Die Softwarehäuser, die für Apple entwickeln, können wesentlich höhere Profite einfahren.

CW: Apple sucht sein Glück ja auch durch ein verstärktes Engagement im Internet-Segment. Wie sieht das genau aus?

Landi: Andere reden vom Network Computer, wir haben ihn. In Kooperation mit Bandai haben wir ein System entwickelt, das man an Fernsehgeräte anschließen kann, das über ein integriertes CD-ROM- Laufwerk Macintosh-Software verarbeitet, das ein eingebautes Modem für den Zugang zum Internet besitzt - alles für 600 Dollar. Dabei gehen wir kein finanzielles Risiko ein: Partner bauen es, Partner übernehmen den Vertrieb - und Apple kassiert Lizenzgebühren und Geld für jede Apple-Software, die mit solch einem NC ausgeliefert wird.

CW: Vobis bietet für unter 1000 Mark einen Pentium-Klasse-PC an. Warum sollte ich da ein Pippin-System ohne Monitor, ohne Tastatur, ohne Festplatte kaufen?

Landi: Solche Angebote sind Billige-Jakob-Aktionen, keine strategischen Produktpositionierungen. Was glauben Sie, wie lange Sie diesen Rechner von Vobis noch kaufen können? Der Discounter will seine Ladenhüter endlich aus dem Lager kriegen. In Japan verkauft Bandai pro Woche fast 10000 dieser Pippin-Systeme. Aber um eines klar zu sagen: Apple baut seine Zukunft nicht auf das Internet allein, sondern natürlich weiter auf Macintosh-Systeme.

CW: Und da haben Sie es mit Intel und Microsoft zu tun, von denen zumindest letzterer schon einmal gesagt hat, er wolle 100 Prozent des Marktes.

Landi: Nein, das will Gates sicher nicht. Der ist sehr vorsichtig und zu klug, um sich zum Monopolisten aufzuwerfen. Insofern braucht Microsoft Apple - als starkes Gegengewicht am Markt.

CW: Apple hat in der jüngsten Vergangenheit für Irritationen gesorgt, als einerseits gesagt wurde, man wolle in den Niedrigpreis-Markt einsteigen. Später folgten Äußerungen von Amelio, Apple wolle der Maglite (Hersteller hochwertiger und teurer Taschenlampen, Anm. d. Red.) der Computerbranche werden. Was stimmt?

Landi: Da handelt es sich um ein Mißverständnis. Wir haben uns einfach überlegt, wie wir die Preissegmente unter 1000 Dollar und unter 2000 Dollar angehen wollen. Wir haben entschieden, bei den ganz billigen Geräten mit Partnern zusammenzuarbeiten. Rechner im Preissegment um die 1500 bis 1700 Dollar werden wir dagegen selbst entwerfen und auf den Markt bringen. Weihnachten werden wir solche Geräte präsentieren.