Airwatch-Emea-Chef im Interview

"VMware hat unsere Mobile-Expertise gekauft"

06.02.2014
Von 


Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Die Konsolidierung im Bereich Enterprise Mobility Management (EMM) geht weiter: VMware hat angekündigt, Airwatch für insgesamt rund 1,54 Milliarden Dollar zu übernehmen. CITEWORLD hatte noch vor Beginn der “Quiet Period” die Gelegenheit, mit Ian Evans, Managing Director von Airwatch Emea, zu sprechen.
Ian Evans, Managing Director von Airwatch Emea
Ian Evans, Managing Director von Airwatch Emea
Foto: Airwatch

CW: Herzlichen Glückwunsch zu dem Deal, nach der Bekanntgabe des Kaufs haben Sie sicher ordentlich gefeiert…
Evans: Na ja, es geht. Wir haben ja gar nicht dediziert nach einem Käufer gesucht, weil wir sehr stark gewachsen sind. Mit der VC-Finanzierung im vergangenen Jahr hatten wir bereits viel Brennmaterial zum Anheizen des Geschäfts erhalten…

CW: Dennoch ist ein Kaufpreis von 1,54 Milliarden Dollar ja nicht zu verachten…
Evans: Bei der Übernahme war nicht unbedingt die Summe entscheidend. Wir haben schon vor einem Jahr 200 Millionen Dollar VC-Finanzierung bekommen, 85 Prozent der Anteile werden weiterhin von Mitarbeitern gehalten, damit wurde Airwatch bereits damals mit 1,2 Milliarden Dollar bewertet. Von dort auf 1,54 Milliarden Dollar ist dann nicht der große Sprung.

CW: Von der Kaufsumme einmal abgesehen, welche anderen Gründe gab es für Airwatch?
Evans: Ausschlaggebend war letztendlich die gute Aussicht: VMware und Airwatch passen von der Firmenkultur gut zusammen, es gibt keine Überlappung beim Portfolio, das Management-Team bleibt erhalten. Positiv ist auch, dass die Marke bestehen bleibt, Kooperationen, wie in Deutschland mit Matrix42 werden fortgeführt - VMware tickt hier etwas anders als etwa Citrix nach der Zenprise-Übernahme.

CW: Und wo denken Sie, lagen die Gründe von VMware bei dem Kauf?
Evans: VMware hat im Grunde unsere Mobile-Expertise gekauft, sie wollen von uns lernen, sie sind im Bereich Virtualisierung stark, aber nicht wie wir im Mobile-Bereich. Längerfristig erhoffen sich beide Partner natürlich Synergien, etwa im Sales: VMware hat weltweit 55.000 Channel Partner. Zunächst bleiben die Vertriebsmannschaften aber getrennt.

CW: VMware denkt aber doch sicher auch an eine Integration…
Evans: Ja, sicher, wobei die Airwatch-Lösungen einfach zu integrieren sind. Und VMware hat auch eine gute Erfolgsgeschichte, was Übernahmen anbelangt. Es wird sicher anders laufen als bei IBM, die nun Fiberlink absorbieren und dann vermutlich erst in 12 bis 15 Monaten wieder auf der Bildfläche erscheinen - gemessen an der Entwicklungsgeschwindigkeit im Mobile Bereich ist das nämlich eine enorme Zeitspanne!

CW: Mit dem Kauf kommt nun sicher noch mehr Dynamik in den EMM-Markt, insbesondere was die letzten großen unabhängigen Anbieter betrifft. Ihre Prognose für 2014?
Evans: Es wird definitiv einige Übernahmen und Bewegung im Markt geben. Good Technology wollte an die Börse und hat das dann ausgesetzt, Mobileiron hat weitere 50 Millionen VC -Finanzierung im September 2013 erhalten…

CW: Angesichts von über 100 Lösungen am Markt fragt man sich häufig: Wo liegt der wahre Wert von MDM,MAM etc. wenn jeder auf die APIs von Apple & Co. zugreifen kann?
Evans: Das Entscheidende sind nicht die APIs, sondern, wie die Lösung arbeitet. Hier kommt es darauf an, dass sie nicht den Endanwender beeinträchtigt, dass sie den Zugriff zu Enterprise-Inhalten ermöglicht. Entscheidend ist auch, wie sie aus Verwaltungssicht zu bedienen ist. Dazu kommen dann noch komplexe Dinge, wie App Wrapping, Infrastruktur-Tunneling, das Übertragen von S/MIME-Zertifikaten zwischen iOS- und Android-Geräten, Authentifizierung - all das Voodoo-Zeug, das im Hintergrund abläuft.
Die einfache Verwaltung von Geräten, etwa Lock & Wipe ist nicht das Problem, eher die zahlreichen Android-Versionen im Markt, die wir alle unterstützen müssen. Und mit jedem neuen Gerät kommen wieder neue Herausforderungen auf uns hinzu…