Pat Gelsinger löst Bob Swan ab

VMware-Chef wechselt zu Intel

13.01.2021
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
VMware-CEO Pat Gelsinger geht zu Intel und wird CEO des weltgrößten Chipherstellers. Er ersetzt den glücklosen Bob Swan, der diesen Posten Anfang 2019 übernommen hatte.

Es ist ein kleiner Paukenschlag: Nach mehr als einer Dekade kehrt Pat Gelsinger zu Intel zurück und soll das Unternehmen, das sich heftigen Angriffen durch Rivalen wie AMD, Nvidia und auch Apple ausgesetzt sieht, zurück in die Erfolgsspur führen. Gelsinger wird Bob Swan ablösen, der Mitte 2018 als Interims-CEO für den wegen einer Affäre gefeuerten Vorgänger Brian Krzanich angetreten und Anfang 2019 endgültig als CEO im Amt bestätigt worden war.

Viele Jahre war Pat Gelsinger als CEO von VMware erfolgreich. Jetzt zieht es ihn zurück zu Intel, dem Unternehmen, in dem seine Karriere begann.
Viele Jahre war Pat Gelsinger als CEO von VMware erfolgreich. Jetzt zieht es ihn zurück zu Intel, dem Unternehmen, in dem seine Karriere begann.
Foto: Jack Morton/VMware

Gelsinger (59) hat seine beispiellose Karriere in der IT-Branche als 18-Jähriger Entwickler bei Intel begonnen und war dem Unternehmen über 30 Jahre treu geblieben, ehe er dann 2009 zum Speicherhersteller EMC wechselte, der heute zu Dell gehört. Chef des inzwischen ebenfalls zu Dell gehörenden Virtualisierungsspezialisten VMware wurde Gelsinger 2012.

Mit ihm kehrt ein Techniker an die Konzernspitze zurück. Er soll dem Unternehmen mehr von der Innovationskultur vermitteln, die Softwarehäuser wie VMware auszeichnen, die aber auch von Intel-Mitgründer und Technikpionier Andy Grove über viele Jahre hinweg vorgelebt worden war. Die Voraussetzungen sind gut: Als ehemaliger Chief Technology Officer (CTO) gehört Gelsinger zu den Chefdesignern der überaus erfolgreichen x86-Prozessorreihe.

Erstmal ist Troubleshooting angesagt

Nun wird er sich allerdings zunächst als Troubleshooter beweisen müssen: Intel kämpft seit Jahren mit Problemen in der Herstellung von Chips in kleinsten Strukturbreiten von zehn beziehungsweise sieben Nanometern. Ein im Zehn-Nanometer-Verfahren hergestellter Baustein sollte eigentlich schon 2017 marktreif sein, erschienen ist er erst jetzt. Auch das Sieben-Nanometer-Pendant ist spät dran, weshalb Intel, ähnlich wie seine Wettbewerber, Auftragsfertiger wie Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC) ins Boot geholt hat.

Der Wechsel an der Intel-Spitze kommt trotz allem überraschend, weshalb nicht wenige Beobachter vermuten, dass der aktivistische Investor Dan Loeb seine Finger im Spiel haben könnte. Er hatte den Aufsichtsrat erst im Dezember letzten Jahres aufgefordert, "strategische Alternativen" für den Konzern zu suchen. Loeb brachte sogar eine Aufteilung des Prozessorgiganten und den Verkauf von Unternehmensbereichen ins Spiel.

Der Nachrichtendienst "Bloomberg" schreibt jedoch mit Verweis auf Insiderinformationen, das Board allein habe die Entscheidung getroffen, Bob Swan abzulösen. Loebs Unternehmen Third Point LLC habe keineswegs Einfluss ausgeübt. Intel-Chairman Omar Ishrak schreibt in einer Erklärung, er vertraue auf Gelsingers Technologie- und Engineering-Erfahrung, um die "kritische Phase der Transformation" voranzubringen.

Apple, AWS, Alphabet - planen ohne Intel

Intel steht nicht nur von Seiten direkter Herausforderer wie AMD oder Nvidia unter Druck. Auch der vielleicht prominenteste Abnehmer Apple hatte angekündigt, seine eigenen Prozessoren zu bauen. Einstige Großabnehmer wie Amazon Web Services (AWS) und Alphabet verlassen sich inzwischen ebenfalls auf Eigenentwicklungen. Dass sich Intel an Auftragsfertiger wandte, um die wichtigsten Prozessorreihen zu fertigen, kam auch nicht überall gut an.

Immerhin laufen die Geschäfte bei Intel nicht schlecht: Die Zahlen für das vierte Quartal vergangenen Jahres sollen besser ausfallen als zuvor vom Prozessorgiganten vorhergesagt. Dabei dürfte auch das Corona-bedingt starke PC-Geschäft der letzten Monate beigetragen haben.