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Vivendi macht bei Internet-Beteiligungen reinen Tisch

30.04.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der französisch-amerikanische Mischkonzern Vivendi Universal plant offenbar einen weitgehenden Kahlschlag bei seinen Internet-Beteiligungen. Dies jedenfalls ist entsprechenden Andeutungen von Vorstandschef Jean-Marie Messier zu entnehmen. Messier hatte vergangenen Mittwoch auf der Hauptversammlung angekündigt, sich in den kommenden Wochen um den defizitären Pay-TV-Sender Canal Plus sowie die Internet-Aktivitäten des Konzerns "zu kümmern". Zur Disposition steht angeblich vor allem die Beteiligung am Internet-Portal Vizzavi, das Vivendi im Januar 2000 gemeinsam mit der britischen Telefongesellschaft Vodafone gegründet und dort rund 1,8 Milliarden Euro investiert hatte. Nachdem Vivendi im vergangenen Jahr einen Rekordverlust von 13,7 Milliarden Euro ausgewiesen hatte, steht Messier unter Druck, sich von defizitären Sparten zu trennen und den Schuldenberg von rund 30 Milliarden Euro abzubauen.

Allerdings ist der Sanierungskurs Messiers firmennahen Quellen zufolge innerhalb des Aufsichtsrates sehr umstritten. Nur zähneknirschend habe das Gremium mit der Mehrheit seiner französischen Mitglieder dem Vorstandschef das Vertrauen ausgesprochen und dies auch so auf der Hauptversammlung artikuliert, heißt es. Für Aufsehen sorgte außerdem eine Ankündigung des Unternehmens, alle Abstimmungen der Hauptversammlung für ungültig erklären zu lassen, nachdem vier Großaktionäre, deren elektronische Stimmabgabe zu allen 19 Tagesordnungspunkten als Enthaltung gewertet wurde, im nachhinein bestätigt hatten, dass sie anders votiert hätten. Das Vivendi-Management hat deshalb Klage gegen Unbekannt eingereicht und fordert eine polizeiliche Untersuchung. Vermutet wird, dass die Abstimmungstechnik durch Hacker manipuliert worden ist. (gh)