Visual Smalltalk jetzt und kuenftig Objekte programmieren mit der Hilfe von grafischen Elementen

26.05.1995

WIESBADEN (ua) - Die Version 3.0 der objektorientierten Entwick- lungsumgebung "Visual Smalltalk" ist ab sofort erhaeltlich. Anlaesslich dieser Ankuendigung stellten sich Verantwortliche des Herstellers, der Digitalk Inc. aus Santa Ana, Kalifornien, auf der diesjaehrigen Entwicklerkonferenz "Devcon" den Fragen ihrer Kunden.

Visual Smalltalk gibt es als Single-User-Ausfuehrung fuer rund 1500 Dollar und als Client-Server-taugliche Enterprise-Variante zu etwa 5000 Dollar fuer Windows 3.1, Windows NT und OS/2. Hierzulande werden die Produkte von der Micado Unternehmensgruppe, Hennef, vermarktet.

Das neue Release bietet laut Hersteller die Moeglichkeit, binaer und auf der Basis des Sourcecodes von Windows auf OS/2 zu portieren. Insbesondere ist die Unterstuetzung der IBM-Corba-Implementation "SOM" unter OS/2 zu erwaehnen. Wie Digitalk betont, habe man die Performance im Release 3.0 im Vergleich zur Vorgaengerversion bis zu 25 Prozent steigern koennen.

Die Enterprise-Ausfuehrung verbindet, wie Digitalk erlaeutert, die Visual-Smalltalk-Features mit einem fuer die Teamarbeit gedachten Framework, einer Weiterentwicklung von "Parts Enterprise". Parts ist eine objektorientierte Entwicklungsumgebung, mit der aus vorgefertig-ten Objekten Applikationen grafisch unterstuetzt zusammengestellt werden koennen.

Die Integration der beiden Produkte veranlasste Parts-Anwender, die Digitalk-Vertreter zu fragen, ob mit Updates dieses Produkts noch zu rechnen sei. Ihnen wurde bestaetigt, dass zumindest an dem naechsten Release gearbeitet werde.

Im uebrigen eigne sich Parts besonders zur Erstellung von kleinen und schnell zu produzierenden Applikationen. Fuer groessere Loesungen beduerfe es eines Entwurfs, hier stiessen die Moeglichkeiten von Parts an ihre Grenzen, erlaeuterte etwa Rebecca Wirfs-Brock, Director of Object Technology Services bei Digitalk. Die Urheberin von bekannten Metho-diken des Software-Entwicklungsprozesses schloss darueber hinaus aus, dass es in Visual Smalltalk die objektorientierte Technik "Multiple Inheritance" geben wird. Digitalk-Konkurrent und Smalltalk-Anbieter Parcplace etwa bietet die Mehrfachvererbung, wie sie in C++ verankert ist, mit dem Produkt "Visualworks" auch nur Kunden an, die diese Eigenschaft ausdruecklich wuenschen.

Die Ankuendigung von Digitalk, im Laufe dieses Jahres den europaeischen Sitz von Stockholm nach Bruessel zu verlegen, kommentierten die Kunden mit der Kritik an der bisher stark US- zentrierten Ausrichtung des Unternehmens. So habe es bei Einfuehrung der Vorgaengerversion vor etwa eineinhalb Jahren nicht nur Schwierigkeiten mit den Umlauten des Alphabets, sonden auch mit SQL-Statements gegeben, die nicht den US-amerikanischen entsprachen. Man hoffe nun darauf, dass Europa weiter ins Blickfeld der Verantwortlichen ruecken werde.