Visual Objects bald auch fuer Windows 95 und NT Clipper-Gemeinde vom Plus der Objektorientierung ueberzeugen

13.10.1995

Von Michael Matzer*

Mit "Visual Objects" zielt Computer Associates (CA) vor allem auf Clipper- und Xbase-Entwickler, von denen es allein hierzulande mindestens 30 000 User gibt. Mit Objekt- und GUI-Orientierung will man das grosse Anwenderpotential ueberzeugen.

In seiner aktuellen Fassung als Version 1.0b stellt Visual Objects (VO) ein Resultat aus Clipper und DB-Fast, dem GUI- Entwicklungswerkzeug fuer Datenbanken, dar. VO bietet eine vollstaendige OOP-Entwicklungsumgebung (IDE), GUI-Unterstuetzung und Client-Server-Ausrichtung, die sich auch fuer aeltere Xbase- Technologien und -Datenbanken eignet.

Mit visuellen Design-Tools, einer grafischen Workbench und ergaenzenden Klassenbibliotheken kann der VO-Entwickler schnell Native-Code erzeugen, der sich mit dem Compiler zu einer Exe-Datei oder einer Windows- beziehungsweise VO-DLL (Dynamic Link Library) kompilieren laesst. VO-Anwendungen, so einige Studien, sind schneller als etwa Clipper-Programme und benoetigen keine Laufzeitversion einer Datenbank, wie sie zum Beispiel von p-Code- Applikationen gebraucht werden. Eine weitere Besonderheit ist, dass bei der Entwicklung die Speicherverwaltung gleich mitgeneriert wird. Objekte und Add-ons von Drittanbietern erlauben es, die Funktionalitaet durch Features wie VBX-Steuerelemente oder Multimedia-Faehigkeiten zu erhoehen. Das Hilfsprogramm "Install Maker" unterstuetzt den Aufbau eines Setups einschliesslich der Verteilung der Dateien auf die einzelnen Disketten.

Mit Hilfe von 20 ODBC-Treibern kann der Entwickler fuer jede seiner Anwendungen die entsprechende Anbindung zu einem SQL-Server oder zu einer anderen Datenquelle einrichten. Ersetzbare Datenbanktreiber (RDDs) erlauben den Zugriff auf Datenbanken wie Dbase 5.0 oder Foxpro 2.6. Innerhalb von VO stellt der 32-Bit- Datenbank-Server "Watcom SQL" entsprechende Funktionen bereit. Dazu gesellt sich noch der Reportgenerator, der frueher als "CA- RET" solo vertrieben wurde.

Mit seinen grafisch orientierten Werkzeugen, der Programmiersprache, dem Datenbank-Repository und den API- gestuetzten Subsystemen zeigt sich Visual Objects als eine dem Stand der Technik entsprechende Entwicklungsumgebung. Sie erlaubt es unter anderem, unternehmensweite Client-Server- Datenbankanwendungen zu entwerfen. Die Abnehmer sind sowohl klassische Clipper-Programmierer als auch Downsizer, die Mainframe-Programme fuer verteilte Architekturen anpassen wollen. Hier wirken sich CAs Erfahrungen im Grossrechner-Bereich positiv aus. In den USA wurden mit VO bereits Anwendungen fuer die IBM AS/400 geschrieben. Im Clipper-Land Deutschland stoesst VO auf gute Resonanz, weil es gegenueber Clipper hoehere Datenkonsistenz und Integritaet bietet.

Visual Objects erscheint mit knapp 1900 Mark zunaechst relativ teuer. Vergleichbare Produkte sind "Powerbuilder 4.0" sowie "Gupta SQL Windows" - beide liegen unter 600 Mark. Dabei handelt es sich jedoch um Einzelplatzversionen, in denen der Zugriff auf remote gelegene SQL-Server nicht vorgesehen ist. SQL-Zugriffe, auch ueber ODBC, werden zum Beispiel von Powerbuilder erst zu Preisen ab 5000 Mark angeboten - ohne Runtime-Lizenz.

Eine andere Konkurrenz erwaechst VO im PC-Markt durch "Dbase 5.5 fuer Windows", das mit einem Exe-Compiler seit August fuer knapp 1000 Mark angeboten wird. Die Client-Server-Version kostet lediglich 1600 Mark. Wer ohne Compiler auskommt, kann auch zu "Visual Foxpro 3.0" greifen, dessen Professional-Variante ebenfalls Client-Server-faehig ist und in die Preiskategorie von Dbase faellt.

Derzeit entwickelt CA eine Version 2.0 von Visual Objects fuer Windows NT und Windows 95, die im ersten Quartal 1996 kommen soll und OLE 2.0 unterstuetzen wird. Zuvor steht aber noch ein Bugfix 1.0c an, das zudem einige Erweiterungen enthaelt.

*Michael Matzer ist freier Fachjournalist in Herrsching bei Muenchen.