Togethersoft übernimmt Webgain Studio

Visual Café wechselt den Besitzer

23.08.2002
MÜNCHEN (CW/IDG) - Nach Oracle bedient sich nun die Togethersoft Corp. aus dem Portfolio des Java-Tools-Anbieters Webgain Inc. Die Übernahme der integrierten Entwicklungsumgebung "Webgain Studio" ist perfekt.

"Mit Webgain geht es bergab", bestätigt ein ehemaliger Mitarbeiter des kalifornischen Anbieters. Die drei Jahre alte Symantec-Ausgründung hat große Probleme, in dem ohnehin dicht gedrängten Markt für Programmierwerkzeuge angesichts der allgemeinen Konjunkturflaute zu überleben. Nachdem bereits die meisten der 400 Beschäftigten das Unternehmen verlassen mussten, scheint nun ein Ausverkauf der Produkte stattzufinden, bevor die Tore endgültig schließen.

Bereits im Juni hatte Oracle das Webgain-Werkzeug "Toplink" für einen nicht genannten Preis übernommen. Mit der Mapping-Software für Enterprise Javabeans wechselten rund 90 Angestellte den Arbeitgeber. Nun hat Togethersoft die Gelegenheit genutzt. Über den Kauf von Webgain Studio kommen das populäre Entwicklungs-Tool "Visual Café" sowie die Produkte "Structure Builder", "Business Designer" und "Quality Analyzer" unter das Dach des in Raleigh, North Carolina, ansässigen Herstellers. Ein Preis wurde nicht genannt, es soll sich jedoch um ein attraktives Angebot gehandelt haben. Anonyme Quellen wollen zudem erfahren haben, dass sich Togethersoft bei dem Transfer gegen die ebenfalls interessierte Borland Corp. durchgesetzt hat.

Erscheinen von Webgain Studio 7 ist fraglich

Nach dem Wechsel ist die Unsicherheit über die Zukunft von Webgain Studio größer denn je. Togethersoft will den Studio-Anwendern einen Migrationspfad zur eigenen Highend-Entwicklungssuite "Control Center" anbieten, gleichzeitig wird darüber nachgedacht, welche Studio-Features man in das Control Center übernehmen könnte. "Wir klären derzeit, ob die für nächstes Jahr geplante Version 7 von Webgain Studio weiterhin als eigenständiges Produkt auf den Markt kommen wird oder ob wir die Technik in unsere Lösung integrieren", zitiert der Online-Nachrichtendienst "Computerwire" eine Togethersoft-Sprecherin. Lediglich die für Einsteiger geeignete Entwicklungsumgebung Visual Café könnte Marktbeobachtern zufolge eine Chance haben, als eigenständiges Produkt fortgeführt zu werden. Für eine Integration der übrigen Suite-Komponenten würde zum Beispiel sprechen, dass Webgain bereits an einer weit reichenden Studio-Kompatibilität zum "Weblogic Workshop" von Bea gearbeitet hat - ein Know-how, das Bea-Partner Togethersoft sehr gut gebrauchen kann.

Experten bezweifeln ohnehin, dass Togethersoft bereit ist, die hohen Entwicklungskosten für Release 7 aufzubringen, die Webgain derzeit das Genick brechen. Stattdessen, so die Vermutung, könnte es Togethersoft vor allem um Marktanteile bei Java-Entwicklungsumgebungen gehen, von denen Webgain Studio laut Gartner Group rund 20 Prozent besetzt.

Was Webgain jetzt noch bleibt, ist das Produkt "Application Composer". Aber auch hier könne man davon ausgehen, dass ein Käufer gesucht wird, so der ehemalige Mitarbeiter. (ue)