Vista: Weniger .NET als erwartet

18.10.2006
Von Dr. Holger Schwichtenberg

Neue Funktionen, alte Schnittstellen

Viele der neuen Features in Windows Vista beruhen jedoch nicht auf .NET, sondern bauen auf COM-basierte Libraries und klassische DLLs. Ausschließlich herkömmliche Laufzeitbibliotheken nutzt Vista unter Anderem für die Transaktionsunterstützung in Dateisystem und Registrierungsdatenbank (Transactional File System/ Transactional Registry), für das überarbeitete Ereignisprotokollsystem, die neuen Sicherheitsfunktionen (User Account Control und Parental Control), für die Verbesserung im Netzwerkbereich und den Restart Manager, mit dem Anwendungen ihren Zustand vor einer Installation von Aktualisierungen sichern können.

Auf der Ebene von COM angesiedelt sind die neuen Funktionen des Windows-Explorers (Metadaten und Voransichten), die verbesserte Desktop-Suche, der zu einem universellen Systemagenten ausgebauten "Task Scheduler", die RSS-Unterstützung, die Erforschung der Fähigkeiten von Hardwarebausteinen ("Function Discovery") sowie das bereits in Windows Server 2003 eingeführte Windows Remote Management (WinRM) zum Zugriff auf entfernte Konfigurationsdaten über XML und HTTP.

Den klassischen Ansatz nicht vermuten würde man bei der neuen Windows Sidebar: Die dort enthaltenen Gadgets basieren weder auf WPF noch auf einer anderen .NET-Technik, sondern auf Browser-Scripting mit Javascript oder Visual Basic Script. Hier verfolgt Microsoft das Ziel, dass Gadgets sowohl in der Sidebar als auch in dem konfigurierbaren Webportal live.com eingesetzt werden können.

Power Shell nicht im Paket

Den Nachfolger für die Active Scripting-Technologien aus den 90er Jahren, die "Power Shell", liefert Microsoft mit Vista oder .NET 3.0 aus, vielmehr muss diese separat aus dem Web heruntergeladen werden. Die neue Kommandozeile (Shell "Monad") ist eine Neuimplementierung der Windows-Eingabeaufforderung und basiert auf dem .NET Framework 2.0 mit einem interaktiven Zugang zu .NET- und COM-Bibliotheken. Die Power Shell bietet das aus Unix-Kommandozeilen bekannte Pipelining, allerdings nicht zum Austausch von unstrukturierten Text- und Binärdaten, sondern typisierten .NET-Objekten. Damit ist die Power Shell nicht nur für Administratoren, sondern auch für Entwickler ein interessantes Werkzeug bei Ad-Hoc-Lösungen.