Green-IT, modularer Aufbau und Breitband-Anbindung

Visionen für das Rechenzentrum der Zukunft

21.07.2008
Von 
Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.

Wie sämtliche IT-Operationen bewegt sich das Rechenzentrum in die Richtung eines service-orientierten Designs, das auf das jeweilige Business-Modell optimal zugeschnitten ist. Diese Entwicklung betrifft laut IDC klassische Firmen-Rechenzentren ebenso wie die Mega Data Centers der Web 2.0-Unternehmen. Die Analysten prophezeien für die kommenden fünf Jahre erhebliche Investitionen in eine Neu-Justierung. Diese werde nicht allein die Systeme und Technologien in den Rechenzentren betreffen, sondern die eigentlichen Anlagen selbst: ihr Design, ihre Konstruktion, ihre Operationen, ihr Personal und ihre Prozesse.

Der Umbau der Rechenzentren darf keinesfalls als losgelöst von den anderen Business-Zielen betrachtet werden. IDC sieht derzeit vier in den Firmen vorherrschende Schlüsseltreiber. Alles dreht sich darum, die Kosten zu reduzieren, die Kundenzufriedenheit zu erhöhen, den Ertrag zu steigern sowie Qualität und Genauigkeit zu verbessern. Diese Ziele stehen zueinander in einem gewissen Spannungsverhältnis und sind kaum zugleich zu erreichen. In dieses Konfliktfeld nun fügen sich sämtliche strategischen Erwägungen ein, die die Rechenzentren betreffen.

In den vergangenen zehn Jahren hat insbesondere die fast völlige Verdrängung von Mainframe- sowie Unix/RISC-Servern durch x86-Server die Kalkulations-Grundlagen in diesem Zusammenhang verändert. Explosionsartig stieg dadurch die Zahl der Server: Vor zwölf Jahren seien es weltweit etwas fünf Millionen Server gewesen, schätzt IDC. Derzeit dürften es etwa 30 Millionen sein. Die Kosten der für sie benötigten Wartungs-Systeme sind demgegenüber drastisch nach unten gepurzelt: von durchschnittlich 35.000 auf 5.000 US-Dollar.

Der starre Blick auf diese Kosten dürfte allerdings für die visionäre Gestaltung des Rechenzentrums der Zukunft nicht genügen. "Ein Rechenzentrum wird aus meiner Sicht nicht mehr nur ausschließlich nach den wirtschaftlichen Faktoren bewertet", sagt etwa auch der Green-CIO Roman Hoffmann von Wilken. "Wo früher nur Leitungsanbindung und Versorgung der RZ-Abnehmer im Vordergrund standen, wird künftig vielleicht die Eigenversorgung mit Energie bedeutender werden."

Derlei progressives Gedankengut, das einen ökologischen Blick mit einer technologisch avancierten Ausrichtung kombiniert, kann sich durchaus auf Befunde der Analysten von IDC stützen. Die verweisen darauf, dass die "versteckten" Kosten die eigentlichen Ausgaben für die Server mittlerweile deutlich übersteigen. Dabei geht es zum einen um Personalkosten, die achtmal so hoch liegen. Hinzu kommt, dass inzwischen für jeden US-Dollar an Ausgaben für neue Server-Hardware 50 US-Cent für Strom- und Kühlungskosten mit ein zu berechnen sind. Auch auf dieses Dilemma gilt es bei der Einrichtung der Data Centers Antworten zu finden.