Visigenic- und Intersolv-Produkte bewertet Auch ODBC-Treiber weisen erhebliche Unterschiede auf

17.11.1995

MUENCHEN (CW) - Treiberprogramme, die die Microsoft-Schnittstelle Open Database Connectivity (ODBC) unterstuetzen, gleichen einander wie ein Ei dem anderen - auf den ersten Blick. Bei naeherem Hinsehen lassen sich durchaus Unterschiede in der Kompatibilitaet, bei der Installation, der Leistungsfaehigkeit und bei den unterstuetzten Tools erkennen. Acht Entwicklungsteams bewerten die Produkte von Visigenic und Intersolv.

Kompatibilitaet von ODBC-Treibern bedeutet fuer die Anwender, weitgehend unabhaengig von Hardware, Betriebssystemen und Datenbanken auf Daten zugreifen zu koennen. Umgekehrt ist die Unterstuetzung bestehender Plattformen das entscheidende Kaufkriterium fuer Treibersoftware. Vier Testteams arbeiteten mit dem Set der Intersolv Inc. aus Rockville, Maryland, vier mit dem Produkt der kalifornischen Visigenic Software Inc., San Mateo. Ihre Erfahrungen wertete die CW-Schwesterpublikation "Computerworld" aus.

Beide Treibersets liefen auf den unterstuetzten Windows, Unix- und Macintosh-Plattformen stoerungsfrei. Trotzdem griffen die vier Intersolv-Spezialisten beim Einsatz von Macintosh-Rechnern zu den spezialisierten "Data Direct Drivers" von Intersolv.

Groessere Schwierigkeiten vermerkten die Entwickler bei der Unterstuetzung von verschiedenen Datenbanken. Zwar ist das Application Programming Interface (API) bei allen Datenbank- Management-Systemen das gleiche, trotzdem erfordern Datenbankspezifika jeweils eigene Treiber. So muss ein und dasselbe Treiberset, wenn es beispielsweise Informix unterstuetzt, nicht gleichermassen Oracle-tauglich sein.

Stephen Kerns, Cheftechniker bei der Cargill Inc. in Wayzata, Minnesota, berichtet etwa: "Wir hatten Probleme mit Intersolvs Sybase-Treiber, der nicht mit Access kommunizieren wollte." Was allerdings bei dem Visigenic-Tester William Yuan, President der Globalink Technologies Inc. aus San Jose, Kalifornien, zunaechst als Kompatibilitaetsproblem des Oracle-Treibers erschien, entpuppte sich schliesslich als Dokumentationsschwaeche. Das Ergebnis: Der Treiber wurde falsch installiert.

Unter dem Gesichtspunkt Installation bemaengelten vornehmlich die Intersolv-Benutzer, die Macintosh-Rechner einsetzen, eine zu aufwendige und komplizierte Handhabung. So muesse der Treiber installiert werden, indem Dateien von einem Verzeichnis in ein anderes befoerdert werden. John Donahue, Chefprogrammierer bei der kalifornischen Firma Netel Educational System, Lavern, beklagt, dass der Inhouse-Support aufgrund dieser Schwaeche staendig damit beschaeftigt sei, die von den Usern durcheinandergebrachten Installationen zu reparieren. Er sei enttaeuscht, dass es kein Tool gebe, das die Treiber fuer die jeweilige Anzahl von Benutzern und Workstations konfiguriere, zumal dies fuer ODBC-Windows-Treiber eine Selbstverstaendlichkeit sei.

Was die Performance anbelangt, schraenken die Anwender ihre Erwartungen von vornherein ein. Sie waehlen ODBC-Software nicht wegen ihrer Schnelligkeit aus, sondern wegen ihrer Unabhaengigkeit, schreibt die "Computerworld". Die Intersolv-Gruppe beschwerte sich, die Treiber seien noch langsamer als entsprechende von Microsoft.

Sowohl Visigenic als auch Intersolv bieten jeweils eigene C- und C++-Tools an, mit denen sich ODBC-faehige Applikationen erstellen lassen. Schnittstellen und Bibliotheksaufrufe sind aufgrund der ODBC-genormten APIs nahezu identisch. Sie unterscheiden sich hauptsaechlich in der Art und Weise, wie sie zusammengestellt und auf den Markt gebracht werden. Mit kleinen Einschraenkungen waren jedoch beide Testgruppen zufrieden.