Mehraufwand ist kalkuliert

Visa International ersetzt Mainframes durch Unix-Server

09.12.1998
FRAMINGHAM (IDG) - Das Kreditkartenunternehmen Visa International Inc., San Franzisko, will in Zukunft mehr auf Unix- und Windows-NT-Umgebungen setzen. Um eine ähnlich hohe Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit wie bei Großrechnern zu erreichen, müssen jedoch eine Reihe von Vorkehrungen getroffen werden.

Ab März nächsten Jahres sollen bei Visa International in den USA die meisten Anwendungen zur Kreditkarten-Autorisierung und Plausibilitätsprüfung, das sind etwa zwölf Prozent der weltweiten Transaktionen, auf einer Batterie von HP-Unix-Servern laufen. Die Vorteile der neuen Systemumgebung sind die im Vergleich zu Mainframes niedrigeren Plattformkosten und billigeren Anwendungen.

Das Problem ist, eine ähnliche Zuverlässigkeit wie bisher zu erzielen. Denn für die Natur der Visa-Applikationen ist Höchstverfügbarkeit das oberste Gebot.

Ein Zusammenbruch der Server-Struktur, wie er sich etwa 1991 ereignete, hat immense Folgen. Bei mehreren Millionen Transaktionen pro Tag verursachen selbst kurzzeitige Störungen einen enormen Schaden, sowohl finanzieller Art als auch in Hinblick auf den Ruf des Unternehmens. Deshalb ist es wichtig, daß die Systemumgebung nahezu hundertprozentig verfügbar ist - genauso, wie es die bisher eingesetzten Mainframes waren.

Im Normalbetrieb teilen sich daher komplett gespiegelte Unix-Server und Software- und Speicher-Subsysteme in den beiden Rechenzentren an der Ost- und Westküste der USA die Arbeit. Für den Fall, daß ein Server abstürzt, werden die gesamten Daten mittels eines dafür vorgesehenen Hochgeschwindigkeitsnetzes auf die andere Seite des Landes geschickt. Lebensnotwendige Ersatzteile wie CPUs und Platten-Subsysteme sind überall griffbereit, und Service- und Supportvorkehrungen wurden in Zusammenarbeit mit HP getroffen, um im Störungsfall einen abgestürzten Server wieder auf die Beine zu stellen.

Nach Angaben des Analysten Harvey Hindin der D.H. Brown Associates Inc., Port Chester, New York, läßt sich dieser Aufwand jedoch nicht vermeiden, wenn Anwender Applikationen von Großrechnern auf offene Umgebungen verfrachten wollen. In puncto Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit und Skalierbarkeit kämen Unix- und NT-Server noch immer nicht an Mainframes heran.