Festigkeitsversuche an KFZ-Bauteilen bei Audi:

Virtuelles Laufwerk verhält sich real

20.02.1981

MÜNCHEN (pi) - Um Kfz-Bauteile dimensionieren zu können, registriert Audi, Ingolstadt, im Festigkeitsversuch die Beanspruchung während einer Meßfahrt. Dazu wird ein Versuchsfahrzeug mit Meßstellen ausgerüstet und mit Hilfe der PCM-Technik (Pulse Code Modulation) die im Feld gemessenen Beanspruchungssignale auf Magnetband aufgezeichnet.

Um diese Aufgabe zu bewältigen, setzt Audi das "lndustrial Control System" von Digital Equipment mit einer PDP-11/34 als Leitrechner ein. Die PCM-codierten Meßdaten wurden bislang mit einer maximalen Datenrate von 16 KHz auf einem Industriekompatiblen Magnetband gespeichert. Engpässe gab es vor allem bei der Weiterverarbeitung der gespeicherten Daten zu Lastkollektiven, da nur 5 MByte Plattenspeicher zur Verfügung standen.

Jetzt verwendet Audi einen Großraumplattenspeicher mit einer Speicherkapazität von 300 MByte.

Nicht zu bewältigen

Zwei Probleme waren zu lösen:

þDer Datentransfer mit einer maximalen Geschwindigkeit von 16 KHz ist normalerweise vom Echtzeitbetriebssystem RSX-11M nicht zu bewältigen, wenn man fordert, daß die Organisation auf der Magnetplatte voll systemkonform sein soll.

þDatenmengen der Größenordnung 5 M-Worte sind schwierig als zusammenhängender Bereich auf der Platte abzuspeichern, wenn eine "gewisse

Lebensgeschichte" an Plattenorganisation zurückliegt.

In Zusammenarbeit mit dem Münchner Systemhaus Isi Systeme löste Audi das Problem eins durch direkten Plattenzugriff unter Umgehung des Betriebssystems. Nötig war nur, auf der Platte einen genügend großen, zusammenhängenden Speicherbereich zu garantieren. Das zweite Problem wurde durch das "virtuelle Disk-Management" (VDM) beseitigt. VDM erzeugt auf einem großen Datenträger die Struktur mehrerer kleiner Plattenlaufwerke.

Inhalt komprimiert

Die virtuellen Plattenspeicher werden durch einen Standard-Gerätenamen angesprochen. Der Benutzer verkehrt mit ihnen wie mit einem physikalisch existenten Laufwerk. Beispielsweise ist es möglich, den Platteninhalt komprimiert auf eine andere Platte (virtuell oder real) zu kopieren.

Der Platteninhalt hat folgende Struktur: Die gastgebende 300-MByte-Platte beherbergt zehn Speicherbereiche mit jeweils 2,5 MByte Kapazität. Jedem Benutzer werden für Programmentwicklung ein oder zwei Plattenspeicher zur Verfügung gestellt, innerhalb derer er selbst verantwortlich ist. Die Hauptmasse des Speichers steht nun aber unzerstückelt dem PCM-Datentransfer zur Verfügung.

Das virtuelle Disk-Management ermöglicht auch, Plattenspeicher in mehreren Iterationstiefen zu strukturieren. So wurden auf einer virtuellen Platte mehrere kleinere Einheiten erzeugt und diese verschiedenen Projekten eines Benutzers zugeordnet.