Bush setzt auf "totale Abschreckung"

Virtueller Schutzschild gegen Hacker

09.03.2001
MÜNCHEN (CW) - Die USA wollen einen virtuellen Schutzschild gegen Angriffe von Hackern entwickeln. Ziel des Milliardenprojekts ist es, Cyber-Attacken aus dem Ausland abzuwehren und Rechnersysteme von Angreifern beziehungsweise feindlichen Staaten zu zerstören.

Die Ausrüstung für den viel beschworenden Cyber-Krieg nimmt Gestalt an: Die USA wollen einen virtuellen Schutzschild gegen Angriffe von Hackern entwickeln. Wie James Adams, Sicherheitsberater des Geheimdiensts National Security Agency (NSA), gegenüber dem "Handelsblatt" erklärte, soll das System in der Lage sein, Cyber-Attacken auf die staatlichen und privatwirtschaftlichen Netze des Landes abzuwehren und die Rechnersysteme der Angreifer zu zerstören. Aber auch aktive Angriffe auf Datensysteme feindlicher Staaten sollen damit möglich sein.

Laut Adams ist das Projekt in seiner sicherheitsrelevanten und finanziellen Dimension vergleichbar mit dem von US-Präsident George W. Bush favorisierten Raketenabwehrsystem National Missile Defense (NMD). "Die Bush-Administration wird in der informationsgestützten Kriegsführung massiv aufrüsten", so der Sicherheitsberater. Dabei gehen die US-Pläne über den reinen Schutz der Netzwerke hinaus. Es soll eine "totale Abschreckung" erreicht werden - ähnlich wie mit der Nuklearstrategie der vergangenen Jahre. "Wenn ein Staat unsere Wasserversorgung mit einer Cyber-Attacke unterbricht, müssen wir imstande sein, seine Stromversorgung oder sein Bankensystem lahm zu legen", erklärte Adams.

Für die Finanzierung des Projekts hat US-Präsident Bush bereits eine Aufstockung des Budgets zugesichert. Wie aus Sicherheitskreisen in Washington verlautete, soll das virtuelle NMD bis zum Jahr 2003 fertig gestellt sein und mehr als 50 Milliarden Dollar kosten. Die Nato-Partner sollen an dem virtuellen Schutzschild nicht beteiligt werden. Laut Adams handelt es sich "zu sehr um ein nationales Sicherheitsthema, um die Informationen mit anderen zu teilen.

Mit dem virtuellen Schutzschild geht Bush über das von seinem Vorgänger Bill Clinton skizzierte "Fidnet" (Federal Intrusion Detection Network) weit hinaus. Fidnet war ursprünglich geplant als vom FBI kontrolliertes System, in dem die wichtigsten Behörden und Schlüsselunternehmen des Landes verbunden werden. Es sollte verdächtiges Verhalten außerhalb wie innerhalb der Regierungs-Firewalls erkennen können, um unerlaubte Eindringlinge aufzuspüren.

Profitieren könnten von der US-Initiative vor allem Antiviren-Softwarehersteller sowie Anbieter von Netzprodukten. Das Pentagon entwickelt aber auch schon eigene Programme zur computergestützten Kriegsführung.