Personalmanagement

Virtuelle Teams: Ohne kulturelle Kompetenz klappt es nicht

04.04.2008
Von Carolin Schäfer

Die Bedeutung des Kontexts

Kulturwissenschaftler Edward T. Hall unterscheidet "high- and low context cultures". Personen mit einem starken Fokus auf Kontext legen großen Wert auf die Umstände und das Umfeld, in dem eine Interaktion stattfindet. Personen mit einem niedrigen Fokus auf Kontext hingegen legen darauf keinen gesteigerten Wert.

Gemäß Hall ist eine tendenzielle Zuordnung von Nationalitäten möglich. Jedoch ist wichtig zu erwähnen, dass diese Zuordnung nur eine generelle Tendenz aufweist und nicht auf alle Personen des Kulturkreises übertragbar ist.

Folgende Tabelle zeigt die Unterschiede beider Stile für die jeweiligen Nationalitäten aus dem oben genannten Beispiel-Team auf. Dabei werden die Ausprägungen "Zwischenmenschliche Beziehungen", "Kommunikations- und Diskussionsverhalten" sowie "Einstellung zu Zeit" besonders betrachtet.

Kontextunterschiede

Hoher Kontext

Niedriger Kontext

Nationalität der Teammitglieder

Indien, China, Saudi-Arabien, Italien

USA, Großbritannien, Deutschland, Schweden

Zwischenmenschliche Beziehungen

"Ich möchte Dich kennen lernen, bevor ich mit Dir arbeite."

Beziehungsorientierte Personen

Gute Beziehungen basieren auf Vertrauen und brauchen langfristiges Engagement

Gefühle von anderen werden nie verletzt

"Ich möchte die Aufgabe erledigen."

Aufgabenorientierte Personen

Beziehungen können schnell aufgebaut und auch wieder gelöst werden

Geschäftliches und Privates werden gerne getrennt

Kommunikations-/ Diskussionsverhalten

"Ich meine das, was Du in der Lage bist zu verstehen."

Aussagen werden im Kontext mit sozialem Status, der Vergangenheit und sonstigen Umständen betrachtet/ interpretiert

Aussagen sind impliziert und häufig indirekt

Es wird davon ausgegangen, dass Teammitglieder den Sinn der Aussage verstehen, ohne dass er explizit genannt wird

"Ich meine das, was ich sage."

Aussagen basieren auf objektiven Fakten, sind kurz, klar und direkt

Kommunikation ist ein Weg zum Informationsaustausch

Aussagen sind offen und ehrlich

Einstellung zu Zeit

"Zeit ist Gold!"

Zeit ist polychronisch

Bedürfnisse von Teammitgliedern sind wichtiger als festgelegte Agenda-Zeiten

Wandel braucht Zeit

Beziehungsaufbau braucht Zeit

"Zeit ist Geld!"

Zeit ist monochronisch

Geplante Aufgaben werden in der vorgegebenen Zeit erledigt

Wandel kann schnell erreicht werden

An eine Agenda ist man gebunden

Die Übersicht zeigt die gegensätzlichen Einstellungen, Verhaltensweisen sowie Erwartungen und verdeutlicht das große Potenzial für Missverständnisse, die zu Frustration unter den Teammitgliedern führen. Die fehlende Möglichkeit der persönlichen Kontaktaufnahme, wie in Face-to-face-Meetings, erschwert die Zusammenarbeit zusätzlich. Die Interpretation von nonverbalem Verhalten, wie Gesten, Körpersprache, Augen- und Körperkontakt sind in der virtuellen Welt nicht wie gewohnt möglich. Hinzu kommt die Notwendigkeit, kollaborative Technologien zu nutzen, um die Distanz zu überbrücken. Um effiziente Teamarbeit zu erreichen, bedarf es also mehr Aufwand für Teammitglieder und dessen Manager.