Zahl der Handelsplätze steigt weiter steil an

Virtuelle Märkte kommen langsam auf Touren

24.11.2000
MÜNCHEN (CW) - Noch ist nicht alles Gold, was auf den virtuellen Marktplätzen glänzt. Nach Ansicht der Analysten von Gartner wird sich die Branche jedoch in den nächsten Jahren prächtig entwickeln.

Lagen die Umsätze auf amerikanischen Online-Märkten 1998 noch bei 153 Millionen Dollar, wurden im Jahr danach bereits knapp 500 Millionen Dollar auf den virtuellen Plattformen erwirtschaftet, so die Gartner Group auf einer B-to-B-Konferenz vergangene Woche in Boston. Dabei stieg die Zahl der Märkte 1999 von 30 im Januar auf mehr als 300 gegen Ende des Jahres an. Den Grund für diese rasante Entwicklung sieht die Gartner-Analystin Lauren Shu in einem "Big Bang" vor rund 18 Monaten.

Auch die Zahlen für die Zukunft können Marktplatzbetreiber optimistisch stimmen. Laut Gartner verdoppeln sich die Umsätze im nächsten Jahr auf rund eine Milliarde Dollar, 2004 werden voraussichtlich 5,7 Milliarden Dollar in den elektronischen Handelszentren umgesetzt. Deren Anzahl steigt von aktuell etwa 1500 auf rund 3000 im Jahr 2005. Zu diesem Zeitpunkt sollen mehr als 500000 Unternehmen in den USA entweder als Ein- oder Verkäufer auf den Plattformen handeln.

Gegenwärtig herrscht noch Flaute auf den MärktenDie gegenwärtige Lage sieht nach Meinung der Gartner-Analysten allerdings nicht ganz so rosig aus. Zwei Drittel von insgesamt 421 befragten Anbietern halten sich bislang von Marktplätzen fern, lediglich 17 Prozent ziehen ein diesbezügliches Engagement in Erwägung. Ähnlich groß ist der Anteil der Firmen, die eigenen Angaben zufolge bereits über Erfahrungen mit Online-Transaktionen verfügen. Auf der Einkäuferseite herrschen vergleichbare Zahlen vor: 70 Prozent von 500 Befragten nehmen nicht teil, jeweils 15 Prozent planen die ersten Schritte oder sind bereits aktiv. "Marktplätze bieten viele neue Chancen, allerdings ist die Schwellenangst häufig noch zu hoch", bewertet Gartner-Analyst Carl Lenz die gegenwärtige Situation.

Zu den Faktoren, die Unternehmen in ihrer Entscheidung für Marktplätze bremsen, zählen immer noch Sicherheitsfragen und die Handhabung des Datenschutzes im weitesten Sinne. Außerdem wird das Venture-Kapital langsam knapp, und oft ist nicht geklärt, wer für die Verwaltung der einzelnen Märkte zuständig ist. Zudem halten sich viele Firmen bedeckt, weil die Implementierung der Softwarelösungen schwierig ist und sich noch keine technologischen Standards herausgebildet haben. Daher würden laut Gartner vielfach Investitionsentscheidungen zurückgestellt: "Es wird noch etwas dauern, diese Schwächen auszubügeln", so Lenz. In der Zwischenzeit sollten Firmen jedoch nicht den Fehler begehen, das Thema in der Schublade verschwinden zu lassen.