Speicherkonzepte/Konventionelle Datenduplizierung kaum mehr durchführbar

Virtual Storage: Mehr Ökonomie in der Datenspeicherung

14.05.1999
Von Hubert Rasig* Die Menge der gespeicherten Daten steigt von Jahr zu Jahr mit Wachstumsraten von über 70 Prozent. Dieses digitale Kapital der Unternehmen muß aus mehrerlei Gründen dupliziert werden. Anwender hoffen, mit virtuellen statt konventionellen Speichern Geld und Zeit zu sparen.

Es gibt zahlreiche Gründe, aus denen Daten dupliziert werden müssen: zur Verwendung in unterschiedlichen Produktionsumgebungen, für Backup, Archivierung oder zur Datenwiedergewinnung nach Abstürzen sowie in Euro- und Jahr-2000-Umstellungsprojekten. Die konventionelle Duplizierung von Daten ist jedoch langwierig und ressourcenintensiv. Neue, virtuelle Speicherkonzepte erlauben im Vergleich dazu Einsparungen in Sachen CPU-Belastung, Batch-Dauer und benötigte Speicherkapazität. Nach Expertenschätzungen ist allein für Tests der Jahr-2000-Konformität von Anwendungen eine Erhöhung der Speicherkapazität um 20 bis 30 Prozent notwendig. Die Gartner Group taxierte den Bedarf auf 25 Prozent.

Obwohl Speicherplatz aufgrund des rasanten Preisverfalls heute so günstig wie nie zu haben ist, wünschen sich Anwender weitere Verbesserungen, insbesondere beim personalintensiven Speicher-Management und bei den Backup-Kosten. Diesen Forderungen werden virtuelle Speichertechnologien wie das von IBM entwickelte "Snapshot Copy" zusammen mit dem Ramac Virtual Array oder EMCs Datenduplizierungssoftware "Timefinder" im Verbund mit den Symmetrix-Systemen gerecht.

Im Unterschied zu herkömmlichen Speichersystemen steht bei virtuellen Konzepten die vorhandene Speicherkapazität nahezu hundertprozentig zur Verfügung. Hinzu kommen eine effizientere Datenkomprimierung und die Möglichkeit, Kopien und Backups im Hintergund ohne nennenswerte Belastung der Rechner und Anwendungen ablaufen zu lassen.

Bei der konventionellen Vorgehensweise werden die Originaldaten gelesen und eine Kopie an anderer Stelle erzeugt. Dazu müssen die ausgelesenen Informationen zur CPU und von dort wieder zur Plattensteuereinheit transportiert werden, die dann das Schreiben an eine andere Stelle veranlaßt. Dieses physische Kopieren kann bei umfangreichen Sicherungen mehrere Stunden beanspruchen, außerdem verdoppelt sich der benötigte Speicherplatz.

Virtuelle Speichertechnologien ermöglichen dagegen ein fast zeitloses Kopieren innerhalb desselben Speichersubsystems. Da in der Platteneinheit die Speicheradresse als Index im Cache festgehalten ist, wird beim Kopieren nur der Index dupliziert und eine neue Adresse erzeugt. Der neue Index - ein sogenannter Pointer - verweist dann auf den physisch gleichen Speicherplatz wie der Index des Originals. Weil nur die Pointer kopiert werden, entsteht die virtuelle Kopie blitzschnell. Zudem wird beim ersten Kopiervorgang kein zusätzlicher Speicherplatz benötigt. Erst wenn ein Teil der Daten verändert wird, muß zusätzlicher Speicher beschrieben werden.

Vorteile bringen solche Lösungen insbesondere bei Anwendungen im Rund-um-die-Uhr-Betrieb ohne Pausentage. Beim Übergang vom Online-Betrieb auf die Batch-Verarbeitung müssen die Daten gesichert werden, ebenso beim erneuten Übergang in den Online-Status. Vergleichbare Jobs dauern auf virtuellen Systemen nur einen Bruchteil der mit konventionellen Speichern benötigten Zeit. Auch das Sichern auf Bänder wird ein- facher: Während die Daten von der logischen Kopie auf Band übertragen werden, kann mit dem Original weitergearbeitet werden.

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Die konventionelle Datenduplizierung kostet Zeit und Ressourcen, die sich die Unternehmen nicht mehr leisten wollen oder können. Abhilfe schaffen virtuelle Konzepte, bei denen nur Indexe kopiert werden, die auf den Ort der Originaldaten hinweisen. Erst wenn sich Daten ändern, wird gespeichert. IT-Manager schätzen solche Verfahren insbesondere dann, wenn die DV rund um die Uhr arbeitet.

*Hubert Rasig ist freier Journalist in Pfungstadt.