Analysten warnen vor hohen Administrationskosten

Virtual Private Networks leiden unter dem schlechten Web-Image

15.05.1998

Die Produzenten von Hard- und Software für VPNs leiden unter dem schlechten Sicherheitsimage des World Wide Web. Umfragen ergaben, daß über 90 Prozent der Unternehmen davor zurückschrecken, Daten über das Internet als Bestandteil eines VPN zu senden. Das häufigste Argument der Administratoren lautet: Im öffentlichen Netz ist die Sicherheit der unternehmenskritischen Anwendungen nicht gewährleistet. Darüber hinaus scheuen viele den Management-Aufwand für remote Nutzer, von dem sie glauben, daß er bei einem VPN gegenüber den herkömmlichen Dial-in-Lösungen noch komplexer werden dürfte.

Die Angst vor dem Datenklau sowie Leistungseinbußen überwiegt bei DV-Entscheidern sogar das vielzitierte Einsparpotential von VPNs. Sie ziehen deshalb in der Regel weiter Mietleitungen oder Frame-Relay-Verbindungen den IP-Links zwischen LANs vor. Die Mehrzahl der Firmen glaubt den Umfragen zufolge auch nicht, daß das Web auf absehbare Zeit sicher genug wird, um den Transfer von unternehmensrelevanten Daten zu erlauben.

Nach Ansicht der VPN-Provider, die zu Demonstrationszwecken auf der N+I einen Gemeinschaftsstand organisiert hatten, sind die genannten Bedenken jedoch weitgehend unbegründet. Richard Ting, Sprecher der ausstellenden Anbieter und Produkt-Manager bei Aventail, klagte: "Das Thema VPN wird derzeit viel zu stark unter dem Aspekt der Internet-Verbindung gesehen."

Laut Analyst Tom Nolle, President der Cimi Corp., reagieren die Hersteller auf das Sicherheitsproblem deutlich besser als allgemein angenommen. Auch gebe es Technologien, die es Internet-Service-Providern ermöglichten, eine entsprechende Servicequalität sicherzustellen. Allerdings sind diese noch nicht in weitreichendem Umfang implementiert. Die meisten Unternehmen halten einer Cimi-Umfrage zufolge bei über 90 Prozent ihrer Anwendungen, die über ein VPN laufen sollen, eine beständige Dienstequalität für unerläßlich.

Die Quality of Services ist, das räumte Ting ein, gegenwärtig der größte Schwachpunkt bei VPNs. Für eine beständige Dienstequalität seien in erster Linie aber nicht die Software- und Hardwarehersteller verantwortlich, sondern die Internet-Service-Provider. Trotzdem ist er überzeugt, daß sich VPNs in Richtung Business-Applikationen entwickeln und schon bald Bestandteil der Lieferkette in Unternehmen sein werden.

Die Kostenreduktion durch den Wegfall der Mietleitungen ist aus Sicht der meisten Marktbeobachter unstrittig. Sie warnen jedoch davor, die Ausgaben zu unterschätzen, die wiederum durch die Konfiguration von remoten Rechnern, VPN-Security und Administration entstehen.