VirCinity GmbH: Virtuelle Brückenbauer zwischen Forschung und Industrie

06.09.2001
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.

Bei komplexen Produkten wie Autos oder Flugzeugen können Änderungen am fertigen Objekt teuer werden. Um bereits im Vorfeld Probleme zu erkennen, setzen die Hersteller daher verstärkt auf Virtual-Reality-Software. Diese soll helfen, die immensen Zahlenkolonnen begreifbar zu machen, noch bevor das Endprodukt existiert. Weiterer Trend ist es, die Zulieferer aus Zeitgründen bereits in frühen Entwicklungsstadien mit einzubinden. Durch seine Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Visualisierungsabteilung des Rechenzentrums der Universität Stuttgart erkannte Andreas Wierse den Bedarf der Industrie und gründete 1997 zusammen mit acht Kollegen die VirCinity IT-Consulting GmbH. Grundlage der Ausgliederung der Visualisierungsabteilung war die dabei entwickelte Software Covise. Das System soll gleichzeitig die Darstellung virtueller Prototypen sowie die Zusammenarbeit (Collaborative Working) mehrerer Projektteams via Internet ermöglichen. Neben dem Sportwagenhersteller Porsche, der die Anwendung bereits aus ihren Hochschulzeiten kennt, zählen mittlerweile weitere namhafte Unternehmen zum Kundenkreis von VirCinity, unter anderem Carl Zeiss, DaimlerChrysler und DaimlerChrysler Aerospace. Der Flugzeugbauer Airbus setzt Covise bei der Konstruktion ein. Die CAM-Software dient den Ingenieuren dabei zur Visualisierung von Windkanal- und Freiluftexperimenten über das Internet. Virtuelle Hilfe für den Mittelstand Seit kurzem bietet das Stuttgarter Startup auch dem Mittelstand eine Lösung für Visualisierung und Virtual-Reality an. In der mobilen Lösung "Cycloop" rechnen leistungsstarke Grafik-PCs unter Linux oder SGI-Workstations. Das rollbare 250 000-Mark-Gerät besitzt außerdem eine 84-Zoll-Stereo-Großbild-Rückprojektion mit Tracking-System. Obwohl VirCinity mit seiner Ausrichtung gewagt fährt, bedient die Software ein breites Spektrum an Branchen. Das Anwendungsfeld reicht von der Automobil-, Luft- und Raumfahrtindustrie über den Maschinenbau bis hin zu Architektur und Medizin. So könnten sich etwa Ärzte und ihre Patienten durch die virtuelle Darstellung von Gewebs- oder Gefäßveränderungen besser auf Eingriffe vorbereiten. Einen Kunden kann das 15-Mann-Team auf diesem Gebiet allerdings noch nicht vorweisen. Branchenanalyst Cyberedge schätzt den Markt für visuelle Simulation und Virtual-Reality-Systeme in diesem Jahr auf 22 Milliarden Dollar. Allein der europäischen Markt für CAD/CAM/CAE soll nach Prognosen von Frost and Sullivan bis zum Jahr 2004 auf über fünf Milliarden Dollar anwachsen, das entspricht einem Umsatzanstieg von rund vierzig Prozent. Das Potenzial der Software überzeugte auch die DaimlerChrysler Venture GmbH. Seit März 2000 hält sie eine Minderheitsbeteiligung von VirCinity. Um den Stuttgartern bei der Internationalisierung zu helfen, fungiert Matthias Kleinert, Senior Vice President und Leiter des Ressorts Politik und Außenbeziehungen bei DaimlerChrysler, seit Mai diesen Jahres als Berater. Für die weltweite Verbreitung sorgen außerdem Vertriebskooperationen mit der Silicon Graphics GmbH (SGI) und der Softwarefirma CD-adapco Japan.