Web-Content-Management-Software

Vignette schlüpft unter Iplanets Portal-Server

15.03.2002
MÜNCHEN (fn) - Der amerikanische Web-Content-Management-Spezialist Vignette hat mit "V6 Multisite Content Manager" eine Software zum Verwalten mehrerer Websites und Portale vorgestellt. Als ein Highlight hebt der Hersteller die Integration seines Produkts mit dem Portal-Server von Iplanet hervor.

Vignette reagiert damit auf einen Trend in Unternehmen, die sich, ausgehend von einem Applikations-Server von Bea, IBM oder Iplanet, auch eine Portalsoftware des gleichen Herstellers zugelegt haben. Durch die nun beabsichtigte Integration in den Portal-Server von Iplanet, der auf den "Iplanet Application Server" aufsetzt, können Firmen, die bereits diese Produktkombination erworben haben, dort die Content-Management-Funktionen von Vignette einbinden.

Kombinierte PersonalisierungDie Portalsoftware stellt Funktionen wie die Benutzerverwaltung, das User-Interface, Sicherheits-Features sowie Personalisierung zur Verfügung, während Vignettes Produkt Content-Management-Mechanismen und Workflows beisteuert. Die Personalisierungs-Engine des Portals könne mit Vignettes Personalisierungssystem ergänzt werden, so das in Austin, Texas, beheimatete Softwarehaus. Das Content-Management-System der US-Firma lässt sich über Portlets in den Iplanet-Server einklinken. Über diese auf Java basierende Schnittstellen-Technik können Firmen Anwendungen oder Daten integrieren, um sie auf der Portaloberfläche sichtbar zu machen. "Da wir bereits eine Reihe von Applikations-Servern unterstützen war es nahe liegend, auch eine Integration der Portal-Server dieser Hersteller zu schaffen", so Jonathan Benbow, Director of Product Marketing Emea (Europa, Mittlerer Osten und Afrika) aus der Pariser Niederlassung des Anbieters.

Vignette ändert mit diesem Schritt seine Produktphilosophie, denn das Unternehmen hatte bisher ein eigenes Portalprodukt namens "Enterprise Application Portal" im Programm. Dieses, so Benbow, wurde im Februar, also kurz vor Bekanntgabe der Zusammenarbeit mit Iplanet, in "Multisite Content Manager" umgetauft. War es bisher die Strategie des Herstellers, ein eigenes Portalprodukt anzubieten, das mit denen von Bea, IBM und Iplanet konkurrierte, geht Vignette ob der Marktmacht dieser Player nun auf Kooperationskurs.

Laut Benbow ist die Zusammenarbeit mit Iplanet nicht exklusiv: Ende des zweiten Quartals will Vignette auch die Portalsoftware von IBM und Bea unterstützen. "Viele unserer Kunden besitzen bereits einen Portal-Server und baten uns, eine Integrationslösung zu entwickeln", so der Vignette-Mann. Die Multisite-Software können Kunden aber auch unabhängig von einem Portalprodukt eines dieser Hersteller nutzen, dies hänge von der Anwendung ab. Typischerweise nutzen große Firmen die Produkte der Texaner. Multisite Content Manager richtet sich vor allem an solche Unternehmen, die eine Vielzahl von Sites beziehungsweise Portalen betreiben, sei es nun für die eigenen Mitarbeiter, Kunden oder Geschäftspartner. Die Software wird als optionales Produkt des Kernprodukts "V6 Content Suite" vertrieben.

Früher setzte Vignettes Content-Software auf einem eigenen, proprietären Applikations-Server auf. Dies geschah zu einer Zeit, als Industriestandards wie Java 2 Enterprise-Edition (J2EE) noch in den Kinderschuhen steckten. Durch die Verbreitung der J2EE-kompatiblen Server von Iplanet, IBM und Bea sah sich der Hersteller gezwungen, diese Plattformen zu unterstützen. Darüber hinaus lässt sich das Vignette-Produkt als eines der wenigen am Markt auch mit Microsofts Applikations-Server betreiben. Nun reagiert Vignette erneut auf den Markttrend und öffnet sich den Portalprodukten dieser Hersteller.

Gefragte IntegrationWas der Hersteller ankündigt, haben andere Content-Management-Player bereits vollzogen. Die in Köln ansässige Pironet NDH AG ("Pirobase") beispielsweise ging im vergangenen Jahr Partnerschaften mit den Portal-Server-Anbietern IBM, Iona, Iplanet und ATG ein. Auch die Kölner hatten zuvor ein eigenes Portalsystem im Portfolio. Und Konkurrent Gauss Interprise aus Hamburg bietet eigenen Angaben zufolge mit dem in den "Content-Manager" eingebundenen "Portal-Manager" ein Tool an, mit dem Firmen eigene Portale errichten können. Gleichwohl verfügt die Software laut Gauss über Schnittstellen zu den Portalprodukten von Bea und IBM, die eine ähnliche Kombination der Content- und Portalsoftware erlauben, wie sie Vignette beschrieben hat.

Neue Web-Services-FunktionenVignette hat neue Adapter für XML entwickelt beziehungsweise bestehende erweitert. Der "XML Adapter" unterstützt nun den Web-Services-Standards wie Simple Object Access Protocol (Soap). Dieses Integrationswerkzeug können Firmen nutzen, um auf Vignette-Software basierende Web-Anwendungen mit einer Soap-Schnittstelle zu versehen. Neu hinzu gekommen ist der "Content Management Server Adapter". Er erlaubt es Unternehmen, Inhalte beziehungsweise Content-Funktionen der Programme des Anbieters über Web-Services-Schnittstellen, wie Soap, Web Services Description Language (WSDL) und Universial Description, Discovery and Integration (UDDI), zur Verfügung zu stellen.