Anbieter will Tower Technology übernehmen

Vignette entdeckt das Dokumenten-Management

30.01.2004
MÜNCHEN (CW) - Der Content-Management- und Portalanbieter Vignette hat dem australischen Dokumenten-Management-Spezialisten Tower Technology ein Übernahmeangebot unterbreitet. Dessen Technik wollen die Amerikaner in ihr Lösungsportfolio integrieren.

Vignette bietet 125 Millionen Dollar für Tower Technology, von denen 45 Millionen Dollar in bar und der Rest in eigenen Aktien gezahlt werden soll. Beide Firmen verband schon vorher eine technische Partnerschaft. Zu den gemeinsamen europäischen Kunden zählen Kreditinstitute wie Barclays und ABN Amro.

Sollten sowohl die Aktionäre als auch die Aufsichtsbehörden zustimmen, möchte Vignette das Tower-Produkt "Seraph", eine J2EE-basierende Dokumenten- und Records-Management-Lösung, in die eigene Content-Management-Suite "V7" integrieren. Damit, so David Thorpe, Director of Business Strategy Emea (Europa, Naher Osten und Afrika), könne der Hersteller Anwendern Portal-, Content-, Records- und Dokumenten-Management sowie Collaboration-Tools aus einer Hand bieten. Gleichwohl sollen die Tower-Produkte auch allein vertrieben werden.

Laut Thorpe wird die Benutzeroberfläche der Tower-Umgebung in das Portal integriert. Den Dokumentenspeicher von Seraph soll Vignettes "Virtual Repository" einbinden. Über diese Middleware verbindet der Hersteller unterschiedliche Repositories und stellt sie dem Portal beziehungsweise Web-Applikationen zur Verfügung.

Wie andere Hersteller versucht auch Vignette, sein Lösungsportfolio durch Übernahmen auszubauen. Im November 2002 schluckte der Anbieter den Portalsoftwareanbieter Epicentric, etwa ein Jahr später den Collaboration-Spezialisten Intraspect. Mit dem Tower-Deal trägt Vignette dem Umstand Rechnung, dass Firmen verschiedene Inhaltstypen, also Texte, Grafiken, elektronische Dokumente sowie Geschäfts- und Kundendaten, über deren gesamten Lebenszyklus einheitlich verwalten wollen ("Information-Lifecycle-Management"). Dazu zählt auch das revisionssichere Speichern von Inhalten gemäß gesetzlichen Vorschriften. Vignette folgt einem Trend, den Konkurrenten wie die kanadische Open Text (Übernahme von Gauss Interprise und Ixos Software) sowie der Storage-Spezialist EMC (Käufer des Vignette-Konkurrenten Documentum) vorgezeichnet haben.

Neben der Tower-Übernahme veröffentlichte Vignette auch die Zahlen zum vierten Quartal und zum Fiskaljahr 2003. Der Umsatz im vierten Quartal betrug 39,2 Millionen Dollar (Vorjahr: 40,4 Millionen Dollar), davon 16,2 Millionen aus dem Lizenzgeschäft. Für 2003 lagen die gesamten Einnahmen bei 158,3 Millionen Dollar gegenüber 155,1 Millionen Dollar im Vorjahr, davon 61 Millionen aus Softwarelizenzen. Für das vierte Quartal weist die Firma einen Nettogewinn von 10,4 Millionen Dollar (minus 160,7 Millionen Dollar im Vorjahr) oder vier Cent pro Aktie aus, im Gesamtjahr bleibt unterm Strich ein Nettoverlust von 33000 Dollar (Breakeven je Anteilschein). Beide Ergebnisse profitieren von einem außergewöhnlichen Ertrag von 12,7 Millionen Dollar aus Umschichtungen im Immobilienvermögen. (fn)