Kolumne

"Vieles kann raus!"

13.09.2002
Christoph Witte Chefredakteur CW

Die Prognosen der Marktforscher zur Entwicklung des Outsourcing-Marktes unterscheiden sich nur graduell. Unisono gehen sie von einem starken Trend zur Auslagerung der IT aus. Die neuesten Zahlen stammen von der Meta Group, die bis 2007 ein jährliches Wachstum des weltweiten Outsourcing-Marktes von 20 Prozent voraussagen.

Sicher sind die heutigen Einschätzungen der Analysten von der allgemeinen Investitionszurückhaltung beeinflusst. Sie gehen mit einigem Recht davon aus, dass in Krisenzeiten jeder sein Geld zusammenhält und lieber Dienstleistungsaufträge vergibt, als viel Kapital mit dem IT-Ausbau zu binden. Die vielzitierte Konzentration aufs Kerngeschäft eben.

Doch auch unabhängig von der schleppenden Konjunktur spricht viel für Outsourcing von IT. Arbeiten wie Rechenzentrumsbetrieb, Netzwerksupport, Security, User-Helpdesk oder sogar ganze IT-gestützte Prozesse wie der Buchhaltung oder der Personalabrechnung lassen sich auslagern, wenn Qualität und Preis des Dienstleisters stimmen.

Nur wie verhält es sich mit den heiligen Kühen vieler IT-Abteilungen? Sollen Anwendungsentwicklung, CRM-, SCM- oder ERP-Systeme ebenfalls von Service-Anbietern eingekauft werden? Hier wird es schon schwieriger, eindeutige Antworten zu geben. Als Faustregel kann aber gelten: Je stärker die IT die Kernprozesse unterstützt, desto skeptischer sollte die Haltung gegenüber dem Outsourcing sein. Ebenso vorsichtig muss mit IT-Bereichen umgegangen werden, die viele Firmenspezifika enthalten und die sich oft ändern. Outsourcer erledigen in der Regel solche Aufgaben besser und preiswerter als die eigene IT-Abteilung, die oft und in vielen Unternehmen ähnlich bewältigt werden. Unternehmensspezifische Jobs, die sich darüber hinaus auch noch oft ändern, passen nicht in ihr Geschäftsmodell, weil dafür spezifische Ressourcen vorgehalten werden müssen, die nicht billiger angeboten werden können als von der unternehmenseigenen DV.

Unter der Voraussetzung, dass Qualität und Preis des Dienstleisters stimmen, kann sich kein Unternehmen dem Teil-Outsourcing mehr verschließen. Es ist in vielen Fällen einfach zu teuer, IT-Systeme selbst zu entwickeln und zu pflegen, die die firmeneigenen Prozesse unterstützen. Zum einen wird die angestrebte optimale Unterstützung oft nicht erreicht, sondern nur eine teure Lösung für einen Standardprozess gestrickt. Zum anderen ist schon rein rechnerisch eine Lösung immer teurer, die nur von einem Unternehmen über eine gewisse Zeit hinweg genutzt werden kann als eine, die von mehreren Firmen eingesetzt wird.

Vielleicht sollten Anwender, die professionellen Outsourcern misstrauen, über alternative Wege nachdenken, um ihre IT-Kosten zu senken. Warum immer auslagern? Warum nicht einfach mit anderen Firmen Erfahrungen austauschen und sogar ganz konkrete Lösungen entwickeln und die Ausgaben dafür teilen. So verdient zwar keiner dran, aber die Kosten verteilen sich auf mehrere Schultern. Enterprise-Sourcing quasi.