Kolumne

Viele SaaS-Vorbehalte sind unbegründetKolumne

21.04.2008

Software as a Service verlangt einen kulturellen Wandel in der IT, der viele Unternehmer überfordert. "Meine Daten sind mein Kapital, sie müssen auf meinem Rechner liegen", lautet die Maxime. Außerdem werden Systemausfälle beim Dienstleister befürchtet, und man möchte sich generell nicht in die Abhängigkeit von einem On-Demand-Anbieter begeben.

Beschäftigen sich die Betroffenen dann näher mit dem Thema, so merken sie, auf welch wackligem Fundament ihre Position steht. Viele der Zweifler geben de facto längst hochsensible Daten nach außen - beispielsweise die Gehälter ihrer Mitarbeiter, die von der Datev bearbeitet werden. Eine Menge Unternehmensinformationen lagern außerdem bei Partnern, Beratern, Kunden, Händlern oder sonst wo im Ökosystem, das die Company um sich herum errichtet hat. Wie sicher sie dort sind, ist meistens nicht bekannt.

Potenzielle Systemausfälle sind auch kein gutes Argument. Die meisten SaaS-Anbieter offerieren viel professionellere, stabilere IT-Umgebungen, als sie die Anwender selbst jemals betreiben könnten. Und schließlich lässt sich auch die Frage der Unabhängigkeit nicht plausibel gegen das SaaS-Modell anführen. Sind Unternehmen nicht schon lange von Anbietern wie SAP, IBM oder Microsoft abhängig? Besteht nicht überhaupt das gesamte Partnergeflecht aus Abhängigkeiten? Die Palette reicht vom Steuerberater über den Zulieferer bis hin zum Telefonanlagen-Betreiber.

Das einzige Argument, das wirklich gegen Software as a Service spricht, ist die schwierige Integration der Mietapplikationen in die eigene IT-Welt. Dort wo Schnittstellen zwischen den internen und den On-Demand-Anwendungen notwendig sind, entstehen unweigerlich Betriebsrisiken. Dieses Argument ist allerdings - vor allem für größere Unternehmen - entscheidend.

Mietsoftware eignet sich zum jetzigen Zeitpunkt vor allem für kleinere und mittlere Betriebe, die sich mit der Standardfunktionalität von Software begnügen können und kein Interesse an einer kostspieligen Infrastruktur haben. Sie genießen den Vorteil, dass sie geringe Anfangsinvestitionen aufbringen und für Installation, Konfiguration und Wartung kaum Know-how aufbauen müssen.

Große Konzerne dagegen beschäftigen sich derzeit vor allem dort mit SaaS, wo es darum geht, fest umrissene Aufgabengebiete mit wenigen Schnittstellen zur internen IT abzudecken - das gilt etwa für viele Anwendungen aus dem CRM-Umfeld, aber auch für manche Branchenlösung oder auch nur für externe Backup-Dienste (siehe Seite 10). Hinzu kommen Herausforderungen, denen sich Betriebe in unregelmäßigen Zeitabständen ausgesetzt sehen und die zu hohen temporären Belastungen der Systeme führen, etwa im Zusammenhang mit Quartals- oder Jahresabschlüssen. Hier wird sich der Mut auszahlen, auf die Angebote Externer zurückzugreifen, sei es in Form von Applikations-Hosting oder durch die Miete von Rechen- und Speicherleistung.

Heinrich Vaske Chefredakteur CW
Heinrich Vaske Chefredakteur CW