Die IT-Trends 2014

Viele neue Themen mit wenig Schubkraft

17.12.2013
Von 
Christophe Châlons ist Group Chief Analyst beim Beratungshaus PAC – a teknowlogy Group company in München. Sein Schwerpunkt liegt auf Themen wie Methodologie, Quality-Management und multi-nationale Projekte.
Der europäische IT-Markt ist 2013 klar hinter den Erwartungen zurückgeblieben. 2014 wird eine Trendwende erkennbar. Sie wird sich zwar nicht in einer größeren Wachstumsbeschleunigung niederschlagen. Im Lauf des Jahres wird aber immerhin eine progressive Erholung einsetzen.
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Die aktuelle Marktlage erscheint ziemlich trostlos, führt man sich alle Trends und Schlagwörter vor Augen, die dem IT-Markt eigentlich einen Schub geben sollten: Cloud Computing, Analytics, Digitalisierung, Mobilität, Security. Die momentane Stagnation wird unterstrichen durch die Performance der meisten "angestammten" Marktführer, die schrumpfende Erträge für 2013 vermelden - weltweit, aber besonders im europäischen Geschäft. Nichtsdestotrotz materialisieren sich die genannten neuen Themen in immer mehr Projekten von wachsender Bedeutung. Und das über alle Länder- und Branchengrenzen hinweg.

Die aktuelle Marktlage spiegelt die wachsende Reife des IT-Marktes wider. Er spaltet sich immer deutlicher in zwei Hauptsegmente auf, die eine gegensätzliche Dynamik aufweisen: einerseits die Legacy IT, andererseits die innovative IT. Kurz und bündig: Die Anwender wollen weniger für ihre alte IT ausgeben und möchten die resultierenden Einsparungen gerne in Innovation stecken. Der Schlüssel, um das zu erreichen, ist Transformation. Herzstück dieser Transformation wird Cloud Computing sein - sowohl für die Infrastruktur als auch für die Anwendungen.

Einerseits hilft der Umstieg auf Cloud-Modelle dabei, die Total Cost of Ownership (TCO) der IT zu senken. Dabei kommen verschiedene Formen zum Einsatz, etwa Infrastructure as a Service (IaaS), ein Mix aus Private- und Public-Angeboten in hybriden Modellen sowie Software-as-a-Service (SaaS). Die Transformation geht einher mit weiteren Verbesserungen in der Industrialisierung, Automatisierung, Standardisierung und im Offshoring, und sie betrifft vor allem administrative Applikationen.

IaaS verändert Preismodelle dramatisch

Andererseits hat der Bezug von Infrastrukturleistungen aus der Cloud einen ähnlichen Einfluss auf den IT-Markt wie das Internet auf das TK-Geschäft der vergangenen Dekade. Während die Wolke so manche neue Chancen eröffnet, hat sie vor allem dramatischen Auswirkungen auf die Preismodelle für Infrastruktur-Dienstleistungen. Auf der Anwendungsseite wird der Weg in SaaS meistens mit Standardisierung und Vereinfachung assoziiert, mit schlanker Implementierung und begrenzter Anpassungsfähigkeit. Das schlägt sich negativ auf den Markt für Application-Services nieder. Zugleich wird SaaS den Beratungsmarkt anschieben, wenn auch eher mittelfristig. SaaS benötigt viel Integrationsarbeit, weil die "neuen" Anwendungen miteinander und mit dem Legacy-Gerüst verzahnt werden müssen.

Cloud fördert innovative Geschäftsmodelle

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Cloud Computing ist aber auch das Herz der innovativen IT. Und zwar deshalb, weil aus der Wolke die nötige Agilität und Geschwindigkeit geliefert werden, um neue Applikationen und Geschäftsmodelle überhaupt erst implementieren zu können. Die Innovation wird befeuert durch den für sich stehenden Trend zur Digitalisierung der Wirtschaft. Unterstützt wird das durch einige flankierende Technologien wie vor allen Dingen Analytics und Big Data, Mobilität und Machine-to-Machine (M2M).

Bei der Digitalisierung geht es darum, ein Geschäftsmodell auf technologischer Grundlage neu zu definieren. In der Legacy-Welt hatte die IT hingegen nur eine "Support"-Funktion. Das Etikett "digital" wird heute oftmals mit Marketing, Customer Relationship Management (CRM) und der neuen Rolle des CMOs (Chief Marketing Officers) in Verbindung gebracht. Gleichwohl schafft die Digitalisierung sehr viel mehr Möglichkeiten - sowohl für die kommerzielle IT, beispielsweise in Logistikprozessen, als auch für die technische IT. Hier liefern Embedded Systems und M2M neue Möglichkeiten.

Überdies entstehen wegen Cloud Computing und Digitalisierung neue Anforderungen an die IT-Sicherheit. Die gute Nachricht für Anbieter: Weil die Risiken handfester geworden sind, sind die Unternehmen in wachsendem Maße bereit, für den Schutz ihrer IT auch zu zahlen.

SaaS-Anbieter sind die Stars für den Moment

Der skizzierte Paradigmenwechsel und das Erscheinen neuer Wachstumspotenziale mischen auch die Karten auf der Anbieterseite neu. Sie haben etwa Newcomer hervorgebracht, die in die Welt der neuen Technologien und der mit ihnen verbundenen Geschäftsmodelle hineingeboren wurden. Momentan sind sie die Stars. Sobald aber die neuen Apps miteinander und mit den bestehenden Systemlandschaften integriert werden müssen, werden diese Frischlinge an ihrem Mangel an Größe zu leiden haben. Mangel an Größe meint hier zweierlei: Es fehlt an breit gefächerten Kompetenzen und an der Fähigkeit, größere Projekte zu stemmen.

Fazit: Anbieter müssen klare Kante zeigen

Um ein Fazit zu ziehen: Zweifellos werden sich 2014 spannenden Chancen auftun, in der alten und in der innovativen IT. Aber der Markt wird herausfordernder als jemals zuvor sein. Er zwingt die Anbieter, ihre Profile zu schärfen. Und klarer herauszustellen, wo ihre Schokoladenseiten und der durch sie erzeugte Mehrwert liegen. Cloud Computing, Analytics, Mobility, Digitalisierung und Security werden auf Marktebene die wichtigsten Wachstumssegmente sein. Zugleich kann aber auch in der Legacy IT immer noch substanziell Potenzial gehoben werden. Insbesondere mit Services wie Application Management und Infrastructure Outsourcing. (jha)