Einst verrufen, heute schon fast unentbehrlich:

Viele moderne DV-Werkzeuge arbeiten schon mit KI-Techniken

23.03.1990

MENLO PARK/KALIFORNIEN (IDG) - Auf leisen Sohlen und von sielen Anwendern gar nicht bemerkt, halten KI-Systeme Einzug in die traditionelle DV-Welt. Immer mehr Tools werden heute mit Technologien und Methoden der Künstlichen Intelligenz ausgestattet. Nutznießer dieser Entwicklung sind in erster Linie die PC-Freaks.

Über Neuronale-Netzwerk-Technologie verfügt zum Beispiel ein Lotus-kompatibles Spreadsheet, das von Promised Land Technology, New Haven/ Connecticut, im Mai herausgebracht werden soll. Mit dem System, so ein Unternehmenssprecher, können Lotus-Kenner mit geringem Befehlsaufwand binnen kurzer Zeiträume Expertensysteme konzipieren.

Anwender nutzen die Techniken der Künstlichen Intelligenz als unsichtbare Bausteine in Alltags- Werkzeugen, ohne tiefergehende Kenntnisse der zugrundeliegenden Systeme zu benötigen. Zu diesen Tools zählen zum Beispiel die Code-Generierungswerkzeuge "Case:W" und "Case:PM" von der Caseworks Inc. in Atlanta. Mit den Systemen sind User in der Lage, die Benutzerschnittstelle für ein Programm für MS-Windows- oder den OS/2-Presentation-Manager am Bildschirm zu erstellen und anschließend den Source-Code mittels eines internen wissensbasierten Systems zu generieren.

Von einem klassischen Expertensystem will Präsident Joe Richburg nicht reden, aber er räumt ein, daß sich die Entwickler von Caseworks daran orientiert haben, um die Programmierung grafischer Umgebungen zu vereinfachen. Das System erzeuge einen optimierten "Experten-Code", mit dem Redundanzen, ineffiziente Codes und Programmierfehler vermieden werden könnten.

Case:W generiert C-Source-code in Windows-Umgebung und Case:PM erzeugt C, C+ +, Cobol und Fortran unter dem Microsoft-Betriebssystem OS/2.

Mike Maples, Vice-President der Anwendungsabteilung bei Microsoft, geht mit seinen Prognosen noch weit über diese Features hinaus. "Zukünftige intelligente Anwendungen", so der Softwerker, "werden das Vorgehen des Anwenders überwachen und ihre Schlüsse daraus ziehen. Sie werden Ratschläge geben, wie eine Problemlösung am besten erfolgen sollte."

Diese Entwicklung werde sich natürlich nicht über Nacht vollziehen. Voraussetzung sei der Wechsel zu multimedialen Computersystemen und der Einsatz neuer Hochleistungs-Microprozessoren. "Implementierte KI-Elemente", so der Microsoft-Mitarbeiter, "werden dann einen besseren Job als nur die Fehlerbehandlung verrichten." Einen ersten Schritt in diese Technologie werde Microsoft möglicherweise noch in diesem Jahr vollziehen .