Smart Metering

Viele "intelligente" Stromzähler sind wenig intelligent

16.08.2010
Weniger Stromverbrauch und damit auch weniger Umweltbelastungen: Mit den neuen "intelligenten" Stromzählern sind große Hoffnungen verbunden.

Seit Januar müssen sie bei Neubauten und Vollrenovierungen eingebaut werden. Doch Verbraucherschützer und Experten des Preisvergleichsportals Verivox dämpfen die Erwartungen an die digitalen Messgeräte deutlich. Probleme gibt es aus ihrer Sicht bei Kosten, Datenschutz und durch fehlende einheitliche Standards.

"Die meisten intelligenten Stromzähler sind nicht so intelligent, dass der Verbraucher daraus einen Nutzen ziehen könnte", sagte der Energieexperte Christian Michaelis von der Verbraucherzentrale Baden- Württemberg der dpa. Die Zähler erfüllten gerade einmal die vom Energiewirtschaftsgesetz vorgeschriebenen Mindestanforderungen, Verbrauchswerte in ihrem zeitlichen Verlauf zu speichern. Der Verbrauch einzelner Stromfresser im Haushalt lasse sich daraus jedoch nicht ablesen. "Die Daten, die Geräte mit Mindeststandard liefern reichen nicht aus, um die erwarteten Stromeinsparungen von bis zu zehn Prozent zu erreichen", sagt auch Thorsten Storck von Verivox.

Ein weiteres Problem: Es gibt bisher keine einheitlichen Standards, welche Daten die Stromzähler in welcher Form liefern müssen. "Jeder Wechsel des Versorgers führt daher zu einem Wechsel des Stromzählers, und jedes Mal entstehen dabei Kosten", erläutert Michaelis. Der Verbraucherschützer fordert daher Zähler, die universell verwendbar sind. Die Industrie müsse sich auf einheitliche Standards einigen.

Zwar sind bereits intelligente Stromzähler auf dem Markt, die mehr können, als die Mindestanforderungen zu erfüllen. Denn damit es für den Stromversorger wirtschaftlich wirklich sinnvoll ist, variable Tarife anzubieten, muss er die genaue Verbrauchsstruktur seiner Kunden kennen. Allerdings sind die Kosten für die "Luxusversion" auf das Jahr gerechnet für das Gerät und die Installation deutlich höher. Laut Verivox liegen sie für das Standardmodell nach Berechnungen der Bundesnetzagentur bei derzeit etwa sechs Euro, bei den besseren Geräten bei 14 bis 24 Euro jährlich.

Wie der "Spiegel" berichtet, legen Verbraucher unterm Strich oft drauf: So würden etwa jährliche Dienstleistungsgebühren zwischen 60 und 240 Euro fällig. Laut verschiedenen Berechnungen könne ein Haushalt mit einem intelligenten Strommesser aber nur zwischen neun und 50 Euro pro Jahr sparen, schreibt das Magazin.

Hinzu kommt: "Ein Stromzähler, der Messwerte im Sekunden- oder Minutentakt liefert, ist eine Art Überwachungskamera im grundgesetzlich geschützten Wohnbereich", sagte Michaelis. Aus den Daten, wann und in welchem Umfang die verschiedenen Haushaltsgeräte genutzt werden, ließen sich Rückschlüsse auf die Bewohner ziehen. "Dass auf diese Daten gleich drei Firmen, nämlich Stromversorger, Netzbetreiber und gegebenenfalls auch Messstellenbetreiber zugreifen können, verdreifacht die Wahrscheinlichkeit ihres Missbrauchs." Wer nur Stromfresser im Haushalt identifizieren will, für den reicht nach seiner Einschätzung ein Stromverbrauchsmessgerät völlig aus.

Auf ein ganz praktisches Problem weist schließlich Storck hin: Bei nicht allen Geräten ist es sinnvoll, sie zu Uhrzeiten laufen zu lassen, in denen Strom besonders günstig ist. "Niemand wird nur noch nachts kochen, weil der Strom dann weniger kostet." (dpa/tc)