Viel Rauch um Notebook-Akkus

02.10.2006
Mit einem weltweiten Austauschprogramm will Sony die Akku-Krise in den Griff bekommen.

7 356 000 fehlerhafte Notebook-Akkus, die im schlimmsten Fall Feuer fangen oder explodieren können - auf diese Zahl haben sich mittlerweile die Schadensmeldungen betroffener Notebook-Hersteller summiert. Zuletzt warnten auch Toshiba und Lenovo vor möglicherweise schadhaften Stromquellen in ihren Mobilrechnern. Toshiba rief 830 000, Lenovo 526 000 Akkus wegen Feuergefahr zurück. Begonnen hatte das Desaster bereits im August. Die Verantwortlichen von Dell gaben bekannt, dass 4,1 Millionen Geräte ausgetauscht werden müssten - mittlerweile hat sich die Zahl auf etwa 4,2 Millionen erhöht. Apple folgte mit einer Warnung über zirka 1,8 Millionen betroffene Notebooks.

Weitere Links

www.lenovo.com/ batteryprogram;

www.dellbatteryprogram.com;

www.apple.com/support/ batteryprogram;

http://de.computers.toshiba- europe.com;

www.ipc.org;

www.sony.net/SonyInfo/News/Press/200609/06-090E/ index.html.

Nun wird den Sony-Verantwortlichen die Sache offenbar zu heiß. Das Management des japanischen Elektronikkonzerns hat eine weltweit angelegte Umtauschaktion angekündigt. Man diskutiere gegenwärtig Pläne mit der US-amerikanischen Verbraucherschutz-Organisation Consumer Product Safety Commission, heißt es in einer Mitteilung der Japaner. Darüber hinaus sollen auch Behörden anderer Staaten in die Aktionen mit eingebunden werden. Fortsetzung auf Seite 4

Nähere Details wollen die Japaner in naher Zukunft bekannt geben. Bislang deutet alles darauf hin, dass Probleme in der Produktion der Lithium-Ionen-Akkus die Ursache sind. Mikroskopisch kleine Metallverunreinigungen in den Akkus können in Kontakt mit anderen Teilen der Stromquelle kommen und dabei Kurzschlüsse verursachen, räumten die Japaner ein. Typischerweise schalte sich das Gerät in diesem Fall ab. Es könne jedoch vorkommen, dass diese Automatik nicht funktioniere. Im schlimmsten Fall fängt das Gerät Feuer oder explodiert.

Erst Mitte September war ein "Thinkpad T43" auf dem Los Angeles Airport in Flammen aufgegangen. Der Besitzer des Rechners war bereits an Bord einer United-Airlines-Maschine, als plötzlich Rauch aus seinem Mobilrechner aufstieg. In letzter Sekunde konnte das Personal den qualmenden Rechner aus dem Flugzeug schaffen. Im Boarding-Bereich des Flughafens fing das Gerät dann Feuer. Vorfälle dieser Art haben bereits eine Reihe von Fluglinien dazu veranlasst, die Nutzung von Sony-Akkus auf ihren Flügen zu verbieten.

Neben dem Image-Schaden werden diese Vorfälle für Sony auch ein finanzielles Nachspiel haben. Die Japaner müssen nach den bislang vorliegenden Informationen die Kosten für das Austauschprogramm alleine schultern. Den Aufwand, um die im August bekannt gewordenen Schäden mit Dell- und Apple-Geräten zu beheben, schätzte der Konzern auf etwa 200 Millionen Euro. Mit den weiteren Schadensmeldungen könnten sich die Kosten auf bis zu eine halbe Milliarde Euro belaufen.

Die Akku-Krise scheint jedoch ein Umdenken bewirkt zu haben. Inzwischen haben sich Dell und Lenovo an das Institute of Interconnecting and Packaging Electronic Circuits (IPC) gewandt, um Standards für die Herstellung von Notebook-Akkus festzulegen. (ba)