Bewegung mit Spaß

Videospiele sind die beste Schlaganfall-Therapie

12.04.2011
Von pte pte
Neurologen haben die Vorteile von Bewegungsspielen entdeckt. Behandlungen mit Wii und Playstation sind angeblich wesentlich wirksamer als die klassische Physiotherapie.

Nach einem Schlaganfall helfen Bewegungsspiele auf Wii und Playstation dem Gehirn, die Motorik umzulernen und verloren gegangene Regionen durch andere zu ersetzen. Das berichten kanadische Forscher in der Fachzeit "Stroke". Ihrer Analyse nach bringen derartige Spiele teils sogar deutlich bessere Ergebnisse als bisherige Standardbehandlungen wie etwa Physio- oder Bewegungstherapie.

"Virtuelle Realitäten sind als Ansatz vielversprechend. Sie liefern möglicherweise praktische Alternativen, um beeinträchtigte Bewegungsabläufe des Körpers nach einem Schlaganfall zu verbessern", erklärt Studienautor Gustavo Saposnik vom St. Michael's Hospital in Toronto. Der Neurologe wertete mit seinem Team zwölf frühere Studien aus, die sich speziell der Folgewirkung von Videospielen auf Kraft und Mobilität des Oberarms bei Patienten mit milden Formen des Schlaganfalls konzentrierten.

Der Oberarm ist bei Schlaganfall-Überlebenden oft in Mitleidenschaft gezogen. Bis zu drei Viertel aller Patienten leiden an Bewegungsproblemen der Arme. Die bisher üblichen Heilansätze bringen nur mäßige und zudem verzögerte Besserung. Als deutlich wirksamer zeigten sich hingegen Videospiele - mit einer bis zu fünfmal höheren Erfolgsquote. "Sie sind eine leistbare, unterhaltsame und effektive Alternative zur Intensivbehandlung", bestätigt der Facharzt.

Besonders günstig seien die Spiele für die Neuroplastizität des Gehirns - also die Fähigkeit der Gehirnzellen, sich nach einer Verletzung neu zu modellieren. "Deutlich sieht man, dass eine Therapie herausfordern muss, häufig anzuwenden ist und spezifische, interessante Aufgaben beinhalten soll, damit sie auch wirksam ist", so Saposnik.

Ähnlich wie die Erstversorgung, ist beim Schlaganfall auch die Rehabilitation ein Wettlauf mit der Zeit. Die entscheidende Plastizität des Gehirns sinkt allmählich, weshalb man heute bereits binnen 24 Stunden mit Krankengymnastik, Ergotherapie, Beschäftigungstherapie und Logotherapie beginnt und somit die Gehirnzellen wieder möglichst früh anregt. Wie schnell dabei künftig auch Videospiele zum Einsatz kommen, bleibt abzuwarten. (pte)