Erfolglose Nachfolger

Videospielbranche in der Sequel-Krise

06.11.2009
Von pte pte
In diesem Jahr ist die sonst so erfolgreiche Videospielindustrie zunehmend unter Druck geraten. Die Krise und fehlende Neuheiten lassen die Einnahmen schrumpfen.

Doch nicht nur die Auswirkungen der Wirtschaftskrise schlagen sich negativ auf die Gamesbranche nieder. Parallel dazu schwächeln derzeit auch die Neuerscheinungen auf dem Markt - insbesondere die Sequels zu bestehenden Videospielhits haben nicht das eingebracht, was die Publisher üblicherweise gewohnt sind. Nach Einschätzung von Analysten könnten die Umsätze auf dem US-Videospielmarkt in diesem Jahr um bis zu einer Milliarde Dollar niedriger ausfallen als 2008. Die Rezession sei dafür nicht allein verantwortlich zu machen. Vielmehr zeige sich, dass vor allem die Nachfolger-Spiele großer Markthits in diesem Jahr eine eher schwache Performance abgeliefert hätten.

Das Spiel Halo 3: ODST blieb beispielsweise sowohl bei den Kritikerbewertungen als auch in Sachen Verlaufszahlen unter den üblichen Standards. Noch deutlicher zeigt sich die Sequel-Krise jedoch bei den populären Musikgames. Während Guitar Hero 5 nicht mehr an die Chartplatzierungen seiner Vorgänger herankam, entpuppte sich die Beatles-Version von Rock Band bis dato überhaupt als Flop.

Möglicherweise könnte auch ein zu häufiges Erscheinen mit schuld an den mäßigen Erfolgen der Sequels sein. Denn wo früher bis zu drei Jahre zwischen zwei Versionen lagen, erscheinen die Games nun meist regelmäßig alle zwölf Monate. "Es gibt wenige Spiele, die ein Nutzer wirklich jedes Jahr kaufen will", so Michael Pratcher, Analyst bei Wedbush Securities, gegenüber "BBC Online". Angesichts der wirtschaftlichen Lage fällt es vielen Konsumenten nach Meinung von Pratcher leicht, ein Jahr "auszulassen" und erst die nächste Version wieder zu kaufen, da die Nachfolger ohnehin so regelmäßig auf den Markt geworfen werden.

Die Tatsache, dass erfolgreiche Videospielserien derart ausgeschlachtet werden, ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass wenig Risikobereitschaft seitens der Publisher besteht. Ein komplett neues Game auf den Markt zu bringen, erscheint vielen zur Zeit ein zu unsicheres Wagnis zu sein. Immerhin sind die Kosten für die technisch immer aufwendigeren Konsolengames mittlerweile extrem hoch. "Die gestiegenen Kosten in der Entwicklung führen dazu, dass risikoreiche Projekte abgelehnt werden", sagt Pratcher. Zunehmend mehr Neuerscheinungen gibt es aktuell hauptsächlich in Formaten wie Downloadangeboten oder Handheld-Spielen, die sich billiger produzieren lassen. (pte)