Videokonferenzsystem wird H.320-kompatibel Auf Kundendruck schwenkt Intel um und akzeptiert offene Normen

31.03.1995

MUENCHEN (CW) - Die Personal Conferencing Work Group (PCWG) hat beschlossen, sich dem H.320-Standard zu oeffnen und entschaerfte damit die eingefahrene Situation auf dem Video- Conferencing-Markt. Bisher versuchte das Konsortium aus 16 namhaften Herstellern, Inteleigene Techniken am Markt zu etablieren und baute somit eine Interoperabilitaets-Barriere zu anderen Systemen auf.

Ziel der PCWG war es urspruenglich, die Videokonferenztechnik mit Kompatibilitaetsvorgaben auf dem PC zu etablieren. Dabei orientierte sich die von Intel gefuehrte und gegruendete Gruppe streng an "Proshare" und "Indeo", der Videokonferenzplattform beziehungsweise dem Kompressionsverfahren des Chip-Giganten. Beide Loesungen sind jedoch nicht kompatibel mit H.320, einem Standard, der in vielen bisher verfuegbaren Videokonferenzsystemen eingesetzt wird.

Die PCWG entschloss sich nun dazu, eigene Spezifikationen so auszubauen, dass die entsprechenden Geraete mit H.320-Loesungen kommunizieren koennen. Die bisherige einseitige Ausrichtung der PCWG auf die Intel-Techniken fand bis dato bei potentiellen Kunden wenig Zustimmung. Viele Kaeufer haben bereits in groessere H.320- Systeme investiert. Erweiterungen um PC-basierte und inkompatible Videokonferenzpakete von Intel waren fuer diese Klientel uninteressant.

Noch vor Jahresfrist will die PCWG, zu der auch die Deutsche Telekom gehoert, nun eigene Loesungen auf den H.320-Standard trimmen. Eine vorlaeufige Software-Erweiterung, die das Videokonferenzsystem Proshare H.320-kompatibel machen sollte, brachte bisher jedoch nicht den gewuenschten Erfolg. Wollen zwei Teilnehmer via Videokonferenzsystem miteinander kommunizieren, muessen sie zunaechst telefonisch die Parameter ihrer Loesungen angleichen. Intels Proshare ist bisher nicht in der Lage, eine automatische Anpassung vorzunehmen.

Den Schwenk der PCWG werten Analysten und Industrieexperten als Kapitulation von Intel und Gefolge vor dem Kundenwunsch. Viele der Grosskunden schalteten einfach auf stur und erklaerten schlicht, keine Geraete zu kaufen, die nicht H.320-kompatibel sind. Unter dem Druck der potentiellen Klientel hat sich die PCWG auch bezueglich des Kompressionsverfahrens geoeffnet. Neben der Intel-Methode Indeo sind ab sofort auch andere Techniken erlaubt.