Nachfrage nach flexiblen Einrichtungen erwartet:

Videokonferenz-System schießt Vogel ab

13.03.1987

Bei ihren "Leisten" im Office-Automation-Bereich will die Grundig AG bleiben. Im Vordergrund stehen weiterhin Diktiergeräte, Telefon-Beantworter und einfache Büromaschinen. Anders sieht es im Geschäftsbereich Elektronik aus: Hier will das Fürther Unternehmen unter anderem mit einer neuartigen Videokonferenz-Kompaktanlage Furore machen.

"Wir haben dieses System entwickelt, da in der Zukunft neben den großen, aufwendigen und kostenintensiven Studios ein erheblicher Bedarf an einfacheren und flexiblen Einrichtungen in Industrie, Handel, Banken und Versicherungen zu erwarten ist", meint dazu Rolf Grosche, Leiter des Geschäftsbereichs Professionelle Elektronik. Die Anlage vom Typ VKA 76 kostet rund 110 000 Mark und integriert alle notwendigen Komponenten wie Monitore, Taktgeber und Codexanschlüsse in einer fahrbaren Einrichtung. Geeignet ist das System mit zwei Ein-Chip-CCD-Farbkameras für einen Sechs-Personen-Konferenzraum. Alle Funktionen lassen sich über Infrarotgeber fernbedienen.

Erstmalig gezeigt wurde auf der CeBIT auch das digitale Übertragungssystem LD 85. Es bietet die Möglichkeit, Datenübertragungen im FSK-Mode (Frequency-shift-keying) zwischen Terminals und Host-Rechner auf nur vier Fernmeldeleitungen mit automatischer Richtungserkennung durchzuführen. Mittels dieser Technik ist es nicht mehr erforderlich, für jedes Terminal separate Koaxial-Kabel mit recht aufwendiger Infrastruktur neu zu verlegen.

Neben Produkt-Innovationen war die Grundig-Präsentation dem 1986 gegründeten House of Computers gewidmet. Ziel von HOC ist der Aufbau einer flächendeckenden Kette von Computer Centern im Franchise-Verfahren für den Vertrieb und Service von Personal Computern mit passender Peripherie sowie Software und Dienstleistungen wie Beratung, Schulung und Kundendienst. Drei dieser "PC-Umschlagsplätze" wurden im vergangenen November in München, Frankfurt und Gießen eröffnet; zwei weitere Neueröffnungen stehen im April in Stuttgart und Nürnberg bevor. Das Produktspektrum umfaßt PCs der Marktführer IBM, Siemens, Apple und Hewlett-Packard. Die Software stammt von Lotus, Microsoft und Ashton-Tate. Unternehmensangaben zufolge will das House of Computers in Zukunft den Themen Vernetzung und Mainframe-Anschlüsse mehr Aufmerksamkeit schenken.

Zur Sprache brachte Grundig ferner Geschäftsergebnisse in den Bereichen Bürotechnik und Professionelle Elektronik. Auf letzterem Sektor geht Grundig für das am 31. März 1987 zu Ende gehende Geschäftsjahr von einem zehnprozentigen Umsatzplus aus. Die höchsten Zuwachsraten könnten in den Sparten Video- und Sicherheitstechnik sowie Datenmonitore verzeichnet werden.