Eine Consumer-Variante von Ciscos Highend-Videokonferenzsystem Telepresence? Angekündigt war es schon lange und es gab kaum ein Treffen mit Cisco-Managern, bei dem den Journalisten nicht der Mund wässrig gemacht wurde. Das Warten hat nun ein Ende.
Vor rund 5000 Besuchern lüftete Marthin De Beer, Senior Vice President Emerging Technologies - auch besser bekannt als Daddy der Telepresence-Systeme, jetzt auf der Cisco Networkers das Geheimnis und zeigte ein erstes Telepresence-Modell für das Wohnzimmer. Grundvoraussetzung zur Nutzung der Videokonferenzplattform ist ein HDTV-Fernseher. Auf diesem wird eine HD-Kamera platziert. Die Netzlogik etc. findet Platz in einer Blackbox, die sich zu den zahlreichen anderen Settop-Boxen des digitalen Medienzeitalters gesellt.
Da so gezeigte Conferencing-Feeling konnte sich sehen lassen. Schon zeichneten sich in Gedanken Bilder ab, wie beispielsweise künftig Pressekonferenzen mit Partnern in den USA abends gemütlich im heimischen Wohnzimmer stattfinden, statt im sterilen Büro. Doch De Beer riss den Chronisten unsanft aus seinen Träumen und holte ihn auf den Boden der Tatsachen zurück: "Die Home-Variante von Telepresence benötigt in beiden Richtungen eine Bandbreite von etwa 1,5 Mbit/s". Damit kommt die Plattform in der Breitbandwüste Deutschland derzeit nur für wenige VDSL- oder Kabel-TV-Internet-Nutzer in Frage, denn die typischen DSL-Angebote haben im Upstream noch eine zu niedrige Bandbreite. Dieser Problematik scheint sich auch De Beer bewusst sein: "Ich schätzte das Potenzial derzeit auf etwa 50 Millionen Haushalte in den USA und Europa."
Offen ist zudem noch, welches Business-Modell Cisco bei dieser Telepresence-Variante verfolgt: Wird der Vertrieb nur über Service-Provider erfolgen, oder werden künftig etwa "Videoconferencing-Kits" in den Regalen der Elektromärkte liegen? Fest steht derzeit zumindest, dass in den USA die Einführung gemeinsam mit Verizon erfolgen wird und in Europa France Télécom zu den ersten Anbietern von "Telepresence for Consumer" zählen wird.
Für De Beer ist diese Entwicklung nur ein weiterer logischer Schritt in einer Collaboration-Welt, die für ihn ohne Video nicht vorstellbar ist. "Video ist wie Schokolade", umschreibt der Manager den Reiz und die Verlockungen der bewegten Bilder. Glaubt man De Beer weiter, so werden 2013 etwa 90 Prozent des Internet-Verkehrs Video-Inhalte sein.