Marktanteil von sieben Prozent erzielt

Viag Interkom kämpft weiter um den Anschluss an die Konkurrenz

09.02.2001
MÜNCHEN - Turbulent ging es im Jahr 2000 im deutschen Mobilfunksektor nicht zuletzt wegen des UMTS-Milliardenpokers zu. Für einen der sechs Lizenzerwerber, die Viag Interkom, dürfte das neue Jahr nicht weniger ereignisreich werden. Bei den Münchnern hat künftig British Telecom (BT) das alleinige Sagen. Von Beate Kneuse*

Ende vergangenen Jahres übertraf die Zahl die Mobilfunkverträge erstmals in Deutschland die Zahl der Festnetzanschlüsse. Rund 48 Millionen Deutsche telefonierten via Handy - und damit mehr als doppelt so viel als die 23,5 Millionen 1999. Dies registrierte Viag-Interkom-Chef Maximilian Ardelt bei der Bekanntgabe der Geschäftsergebnisse für das Jahr 2000 in München mit sichtlicher Genugtuung. Denn vom hiesigen Mobilfunkboom hat sein Unternehmen kräftig profitiert. Immerhin konnte Viag Interkom die Zahl seiner Mobilfunkkunden auf rund 3,2 Millionen (1999: 970000) mehr als verdreifachen und kommt damit als Viertplatzierter nun auf einen Marktanteil von knapp sieben Prozent. Ein Blick auf die Konkurrenz zeigt jedoch, dass dies nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Der Münchner Spätstarter hinkt weit hinter den marktführenden Anbietern hinterher.

In weiter Ferne ist auch noch die Gewinnzone. Zwar reduzierte Viag Interkom im zurückliegenden Jahr das operative Minus auf 915 Millionen (Vorjahr: 1,18 Milliarden) Mark und reduzierte den Gesamtverlust auf 1,26 (1,5) Milliarden Mark. In dieser Rechnung fehlen allerdings die 340 Millionen Mark für UMTS-Zinsen und -Anlaufkosten. Dass der ursprünglich für 2001 in Auge gefasste Sprung in die schwarzen Zahlen nicht gelingen wird, ist damit offensichtlich. Zum einen wird ein noch höherer finanzieller Aufwand in Sachen UMTS-Netzaufbau anfallen.

Preiskrieg bei Prepaid wirkte sich negativ ausZum anderen sorgt der nach Ansicht des Viag-InterkomGeschäftsführers "höchst fragwürdige Preiskrieg" im Prepaid-Bereich - sprich: vorausgezahlten Telefonkarten -, der von den beiden Markführern D1 und D2 zur letztjährigen CeBIT angezettelt worden sei, bei den Münchnern für nicht wenig Kopfzerbrechen.

Rund 40 Prozent der Neuverträge wurden allerdings mit Postpaid-Kunden abgeschlossen, wozu nicht zuletzt das wertschöpfungsintensive Produkt Genion deutlich beigetragen habe. Mit diesem Handy kann man von zu Hause zu Festnetzpreisen telefonieren. Bislang zählen die Münchner an die 400000 Genion-Kunden. Und dies wirkte sich letztlich auch positiv auf den Umsatz aus. Gegenüber 1999 steigerten sich die Münchner um 82 Prozent von 1,7 auf 3,1 Milliarden Mark. Davon entfielen zwei Drittel auf das Mobilfunkgeschäft, der Rest auf die Festnetzsparte.

Jetzt aber brechen für die Münchner reine Mobilfunkzeiten unter britischer Flagge an. Vorbehaltlich der Zustimmung der EU-Kommission ist BT ab Mitte Februar alleiniger Eigentümer von Viag Interkom, nachdem Energieriese Eon seinen 45-Prozent-Anteil und die norwegische Telenor ihre zehn-Prozent-Beteiligung an den britischen Carrier verkauft haben. Gleichwohl wird Viag Interkom geteilt. Der Festnetzbereich wird zunächst zum 1. März in eine eigenständige Gesellschaft ausgegründet, um dann in BT Ignite aufzugehen. Das Mobilfunkgeschäft wird in BT Wireless - die gerade den Börsengang vorbereitet - integriert. Mit von der Partie ist zudem der Internet-Service "Planet Interkom". Ihn nutzten laut Ardelt bis Ende 2000 rund 1,6 Millionen Kunden. Der Name Viag Interkom soll vorerst erhalten bleiben.

*Beate Kneuse ist freie Journalistin in München.