Neue Runde im Kampf um Lizenzrechte

Via übernimmt das Grafikgeschäft von S3

21.04.2000
MÜNCHEN (CW) - Grafikspezialist S3 will zusammen mit Via Technologies ein Joint Venture gründen. In diesem Unternehmen, an dem Via die Mehrheit halten soll, wird das Geschäft mit Grafikchips von S3 aufgehen. Dieser Deal mit einem Volumen von 323 Millionen Dollar liefert dem Lizenzstreit zwischen Intel und Via neuen Zündstoff, da auch S3 in einem komplizierten Lizenzgeflecht mit Intel verwoben ist.

S3 will sich von seinem Geschäft mit Grafikchips trennen. Die Firma plant, sich in Zukunft als Unternehmen für Internet-Appliances zu positionieren. Produkte, auf denen das künftige Geschäft aufbauen soll, werden der "Rio-MP3"-Player sowie Netzkomponenten sein, die die Kalifornier mit der Übernahme von Diamond Multimedia in ihr Portfolio aufgenommen haben.

Die Grafikchips sollen Bestandteil eines neuen Joint Ventures zwischen S3 und Via werden. Diese Firma, in der auch das bisherige Gemeinschaftsunternehmen S3-Via aufgehen soll, werde Chipsätze mit integrierten Grafikfunktionen herstellen, erklärt S3-Sprecher Paul Crossley.

Das Volumen des Deals beträgt 323 Millionen Dollar, die Via in bar und in Form von Aktien aufbringen wird. Dafür gibt S3 seine Grafikchip-Unit an das Joint Venture ab und überträgt Via etwa drei Millionen Aktien. Das bedeutet, dass der taiwanische Halbleiterhersteller in Zukunft einen Anteil von 15 Prozent an S3 halten wird. Das Geschäft soll bis Ende Juli abgeschlossen sein.

Unklar ist bislang, ob das Gemeinschaftsunternehmen, das unter der Kontrolle Vias stehen wird, auch die Rechte an den Lizenzabkommen zwischen Intel und S3 besitzen wird. Diese Lizenzrechte könnten neuen Zündstoff für den Streit zwischen Intel und Via liefern. Der Prozessorgigant wirft den Taiwanern vor, sie würden mit ihren Chipsätzen gegen Patentrechte verstoßen. Der Chipsatzhersteller aus Fernost kontert, das Unternehmen habe die Rechte mit dem Mikroprozessorgeschäft von Cyrix im letzten Jahr legal eingekauft.

S3 hatte Intel Ende 1998 vorgeworfen, mit der IA-64-Architektur patentrechtlich gesicherte Techniken von S3 zu verletzen, die es seinerseits von der Firma Exponential Technology Inc. erworben hatte. Die beiden Firmen einigten sich Anfang 1999 auf ein auf zehn Jahre befristetes Kreuzlizenzierungsverfahren. Sollte Via Ansprüche auf diese Rechte geltend machen können, sind neue Streitigkeiten programmiert. Offiziell wollte sich bislang keine der drei beteiligten Parteien zu den Lizenzfragen äußern.