Verzinsung ist weitaus besser als vermutet MIT-Studie: Investitionen in Computer zahlen sich aus

04.06.1993

CAMBRIDGE (IDG) - Ob und in welchem Masse sich Investitionen in Informationstechnologie lohnen, ist seit vielen Jahren Gegenstand kontroverser Diskussionen. War bislang in Wirtschaftskreisen eher Skepsis an der Tagesordnung, so gibt jetzt das Massachusetts Institute of Technology (MITueberraschend Entwarnung.

Erhebungen bei 400 der weltweit groessten Unternehmen zeigen nach MIT-Angaben, dass der Kauf von Computern weitaus positivere Effekte fuer das Gesamtgeschaeft bewirkt als bislang angenommen. DV-Einkaeufe dieser Unternehmen, so hat das Center for Coordination Science an der MIT Sloan School of Management in einer mehrjaehrigen Analyse ermittelt, bringen im Durchschnitt einen Return on Investment von immerhin 54 Prozent.

Dieses unerwartete Ergebnis hat die Diskussion unter Wirtschaftsexperten neu angefacht. In der Vergangenheit war immer wieder behauptet worden, dass der IT-Einsatz nur geringfuegig zu Verbesserungen der Geschaeftsproduktivitaet fuehre. Erzielte ein Unternehmen bessere Ergebnisse, so wurde das in der Regel dem Management und nicht der eingesetzten Technologie zugeschrieben. Diese stand in dem Ruf, in ihren Moeglichkeiten nicht ideal genutzt zu werden.

Diese Skepsis ist auch nach dem Bekanntwerden der MIT-Ergebnisse kaum gewichen. Industrieexperten, die die MIT-Analysen geprueft haben, monieren, dass die Marktforscher nur einen kleinen Ausschnitt der DV-Wirklichkeit beobachtet haetten. Die 1987 begonnene Untersuchung war naemlich nur auf die zentralen IT- Organisationen in den 500 Topunternehmen ausgerichtet. Nicht beruecksichtigt wurden die Einflussgroessen PCs, verteilte Systeme, Telekommunikation und Personal - hier finde aber zur Zeit der eigentliche Fortschritt in der IT-Welt statt.

Trotzdem hat die von Erik Brynjolfsson und Lorin Hitt durchgefuehrte Erhebung ihren Aussagewert - denn sie ist praxisorientiert. Gemessen wurden die IT-Ausgaben von 400 Grossunternehmen der zwischen 1987 und 1991. Das Team fuehrte in einer "Input-Output-Gegenueberstellung" saemtliche Ausgaben der Unternehmen auf, die sich in irgendeiner Form auf den Umsatz auswirken.

Mit Hilfe statistischer Modellierungsverfahren und Techniken der Regressionsanalyse wurden dann die Ausgaben fuer Computertechnologie von allen anderen Investitionen isoliert. Nun liess sich messen, welche Auswirkungen Investitionen in die zentrale Computertechnik bei gleichbleibenden Aufwendungen in anderen Bereichen haben. Dabei zeigte sich: Der Umsatz stieg oder fiel erheblich, je nachdem, in welcher Groessenordnung investiert wurde.

Zuvor hatten Studien von Wirtschaftsspezialisten wie Steven Roache von Morgan Stanley & Co., Paul Strassman, ehemaliger Chief Information Officer beim US-Verteidigungsministerium, oder Harvard-Professor Gary Loveman zu entgegengesetzten Ergebnissen gefuehrt. Daher war sogar der Begriff des "Produktivitaets- Paradoxons" gepraegt worden. Inzwischen erkennen aber Experten wie Loveman an, dass die MIT-Studie so falsch nicht sein kann. Einige Companies haetten gegenueber den 70er und 80er Jahren grosse Fortschritte bei der Nutzung von Informationstechnologie erzielt.