Standard-Directory läßt noch auf sich warten

Verzeichnisvielfalt im Netz plagt die Anwender

12.09.1997

Einer Studie von Forrester Research zufolge existieren im Netzwerk einer durchschnittlichen Fortune-1000-Company etwa 180 Verzeichnisse. Im Grunde sind dies nichts anderes als Datenbanken, die Informationen zu Personen, Ressourcen und Rechten im Netz enthalten. Anwendungen, wie beispielsweise E-Mail oder Groupware, greifen auf diese Daten zurück, die daneben aber auch zur Verwaltung der Netzressourcen benötigt werden.

Diese Verzeichnisse immer auf dem aktuellen Stand zu halten, ist meist mit großen Mühen verbunden. So gaben 42 Prozent der von Forrester befragten Unternehmen an, die Synchronisation der Directories erfordere manuelle Eingriffe. Doch auch Anwender haben zu leiden: Nachforschungen von Novell haben ergeben, daß User sich durchschnittlich bei 16 Datenbanken einloggen müssen.

Das von der Internet Engineering Task Force (IETF) entwickelte LDAP könnte eventuell etwas Ordnung in das Directory-Chaos bringen. Als abgespeckte Version des Verzeichnisstandards X.500 zielt es jedoch in erster Linie auf Interoperabilität, weswegen grundlegende Funktionen wie Replikation oder Synchronisation fehlen. So kann bereits die Zusammenführung zweier LDAP-Directories ein Problem darstellen.

Die IETF will dieses Problem lösen, indem sie Features wie Replikation als optionale Ergänzungen des LDAP-Standards vorsieht. Das hat wiederum zur Folge, daß verschiedene Hersteller nun darum wetteifern, Elemente ihrer eigenen Verzeichnisdienste als Erweiterungen von LDAP am Markt zu etablieren. Microsoft beispielsweise versucht mit Unterstützung von Cisco, seine Replikationstechnik zur offiziellen LDAP-Ergänzung zu machen, während man bei Novell darauf abzielt, das hauseigene Replikationsverfahren als separates Protokoll zu standardisieren. Eine rasche Einigung ist unter diesen Voraussetzungen wohl kaum zu erwarten - Analysten schätzen, daß es noch mindestens ein Jahr dauern wird, bevor eine entsprechende Spezifikation als Standard vorliegt. In der Zwischenzeit könnten sogenannte Meta-Directories Abhilfe schaffen. Sie sollen derzeit gebräuchliche Verzeichnisse nicht ersetzen, sondern lediglich miteinander synchronisieren. Mit "Via" bietet beispielsweise Zoomit eine solche Lösung, die unter anderem die Novell Directory Services (NDS) und Microsofts Active Directory unterstützt.