Rätselraten um überraschenden Weggang von Commodore:

Vertriebschef Stumpf nimmt seinen Hut

22.03.1985

FRANKFURT/M. (lo) - Völlig überraschend für die Branche steht Alwin Stumpf am Ende seines Weges bei Commodore Büromaschinen GmbH, Frankfurt/M. Mitte März 1985 trennten sich der Frankfurter Homecomputer-Produzent und sein Geschäftsführer Vertrieb.

In den vergangenen vier Jahren führte die Karriere des Commodore-Topmanagers vom Vertriebsleiter Systeme 1981 über den Gesamtvertriebsleiter Mitte 1983 zum obersten Verantwortlichen in diesem Unternehmenssektor.

Die übliche Floskel vom "gegenseitigen Einvernehmen nennt für diesen Schritt keine Gründe. Deshalb spekulieren Branchenkenner in verschiedene Richtungen.

Die stagnierende Geschäftsentwicklung des Homecomputer-Primus, so Vermutungen, konnte Alwin Stumpf gedrängt haben, Commodore nach vier erfolgreichen Jahren den Rücken zu kehren.

In Erhebungen beziffert Diebold etwa unter der Rubrik "Stückzahlen" bei Commodore im nicht-kommerziellen Bereich rund 70 Prozent von der Gesamtanzahl verkaufter Geräte. Bezogen auf das Angebot nach Wert mache diese Zahl lediglich 15 Prozent aus. Laufen die Steigerungsraten nicht im gewohnten und für die Massenproduktion nötigen Erfolgstempo weiter, bleibt das Umsatzergebnis auf der Strecke.

Möglicherweise entwickelten sich auch intern die Differenzen über die zukünftige Strategie des Mikroherstellers weiter. Die Wendung zum professionellen Rechnerbereich, insbesondere zur IBM-Anpassung, kritisierte Stumpf bereits früher. Bei einem generellen Generationswechsel müsse die Kompatibilität auf der Strecke bleiben, andernfalls verschenke man technische Möglichkeiten, bemerkte er.

Eine Entscheidung über die Nachfolge will Vice-President Commodore International und Vorsitzender der Geschäftsleitung Harald Speyer "in Kürze" bekanntgeben.