Werner Schmidt, LVM

Vertrauen ist auch eine Frage des Systems

17.11.2006
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.
Mit ihrem neuen Agentursystem haben die LVM Versicherungen einen Meilenstein für die Branche gesetzt. Es besticht technisch wie organisatorisch und rückt einen klassischen Wert wieder in den Mittelpunkt.

Er räumt Preise ab wie Rennfahrer Michael Schumacher in seinen besten Zeiten. Zum dritten Mal in Folge erhielt Werner Schmidt, seit neun Jahren IT-Vorstand der Münsteraner LVM, den "Golden Award" für das beste Agentursystem, den der Bundesverband der Versicherungskaufleute und die Zeitschrift "Versicherungsmagazin" verleihen. Eine bislang unerreichte Leistung, für die gleich noch der "Platin Award" fällig wurde. Begeistert sind die Juroren von einer "Always online"-Lösung, die den Vertrieb in die Lage versetzt, sein Beratungs- und Serviceangebot noch effizienter zu gestalten.

Erfolgsbausteine

- Neuausrichtung der IT.

- Multimedia-Offensive MMO.

- Aufbau des neuen Agentursystems LAS II

- Entwicklung einer Beratungsplattform zur ganzheitlichen Vertriebsunterstützung.

Das Agentursystem "LAS II" ist Ergebnis einer tief greifenden Zäsur. Die Neuausrichtung der IT reicht von der Zentralisierung über die Installation von Thin Clients bis hin zur mobilen Anbindung des Außendienstes. Mit dem Wechsel auf Linux, Java und XML läutete Schmidt das Internet-Zeitalter ein. Von ihren Thin Clients greifen Anwender auf dieselben Ressourcen zurück und nutzen das System in Echtzeit. Damit konnte der IT-Vorstand seine Kosten-Nutzen-Bilanz entscheidend verbessern.

Doch mit einer neuen Infrastruktur allein ist noch kein Staat zu machen. Um die Nummer eins in Beratung und Service werden zu können, musste das Vertriebskonzept auch in die Köpfe. Neben der intensiven Schulung der Anwender organisierte Schmidt insgesamt 17 zweitägige Konferenzen für selbstständige Versicherungsagenturen sowie für Mitarbeiter im Außen- und Innendienst. "Wir wollen die Kundenbindung erhöhen und so das Wachstum beeinflussen", gibt der IT-Vorstand die Marschrichtung wieder.

Zur Person

- Seit 1997 Vorstandsmitglied der LVM Versicherungen in Münster und zuständig für IT, Organisationsentwicklung und Unternehmenskommunikation.

- Seit 1981 bei LVM, Einstieg als Trainee, 1983 Projektleiter, 1990 Abteilungsleiter, 1991 Prokura.

- 1975 bis 1981 Studium der Mathematik und Wirtschaftswissenschaften.

Auch wenn es Widerstände auszuräumen galt, konnte Schmidt die Belegschaft auf das neue Modell einschwören. Innovativ ist sein Ansatz: Während LAS II die selbstständigen Agenturen stärker ans Unternehmen bindet, werden auch angestellte Mitarbeiter im Außen- und Innendienst in die Serviceprozesse integriert. Die "Vertrauensleute" genannten Agenturinhaber greifen über ein Berechtigungssystem auf das Agentursystem zu und nutzen eine gemeinsame Datenbasis. Vorteil der intensiveren Zusammenarbeit: Einem verreisten Kunden kann ebenso geholfen werden wie einem hilfesuchenden Außendienstkollegen.

In seiner Funktionalität reicht das Agentursystem, das stets erweitert und auf zusätzliche Anwender und Geschäftsprozesse ausgedehnt wird, über branchenübliche Standards hinaus. Es erleichtert administrative Aufgaben und ermöglicht Prognosen, die gleich mit konkreten Handlungsanweisungen aufwarten. Neben einer Vielzahl an Informationen und Sichtweisen zur Vermögensplanung und Schadensregulierung liefert das Vertriebssystem auch Leitfäden, von denen jedes Kundengespräch profitiert. Der entscheidende Vorteil liegt für Schmidt aber woanders: "Es schweißt die Beteiligten zu einer ungewöhnlichen Vertrauensbasis zusammen."

Für Schmidt, der sich den Theologen Dietrich Bonhoeffer zum Vorbild nimmt, ist Vertrauen ein unschätzbarer Wert im Versicherungsgeschäft - nicht nur aus Sicht der Kunden. Unter diesen Vorzeichen setzt er sich nicht nur für eine intensive Weiterbildung von Mitarbeitern und Führungskräften ein. In diesem Kontext will er auch die IT positionieren, um mit einem "ausgewogenen Technikeinsatz" mehr strategische Handlungsspielräume für das Unternehmen zu gewinnen. "Aber die Akzeptanz muss man sich erarbeiten", weiß der IT-Vorstand nur zu gut.

Buchtipp

Ruiz Zafón, Carlos: Der Schatten des Windes