Freiberufler-Studie 2011

Verteilte Projektteams liegen im Trend

16.11.2011
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.

Jüngere steigen als Freiberufler ein

Michael Kollig, Danone: "Internationale Projektteams sind bei uns gelebter Alltag."
Michael Kollig, Danone: "Internationale Projektteams sind bei uns gelebter Alltag."
Foto: Danone, Michael Kollig

Ähnliches gelte für die steigende Komplexität der Projekte, die über die Hälfte der für die Studie Befragten als maßgeblichen Einflussfaktor bezeichneten. "Wenn mit Komplexität gemeint ist, dass die Projekte internationaler werden, dass über viele Zeitzonen hinweg Kollegen aus aller Herren Länder mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund zusammenarbeiten müssen, dann stimme ich hundertprozentig zu", erklärt Kollig.

Dass von den befragten IT-Chefs der Fachkräftemangel als Problem Nummer eins ausgemacht wird, überrascht auch den IT-Manager eines süddeutschen Medienhauses nicht.

Während im Java-Umfeld IT-Spezialisten zu finden seien, sei der Markt im SAP-Umfeld ziemlich leergefegt. Mittlerweile könnten sich die besten Experten auch die bestbezahlten Projekte aussuchen. Dies gilt nach Meinung des IT-Profis auch für freiberufliche Young Professionals. Er ist überzeugt, dass immer mehr jüngere IT-Leute als Selbständige an den Start gehen werden. Der Grund: Der qualifizierte Nachwuchs erwartet vom Status des Freiberuflers bessere Verdienstmöglichkeiten und Freiheit, sprich eine flexiblere Gestaltung von Beruf und Freizeit.

Erfahrung bleibt ein Pluspunkt

Die steigende Komplexität der IT-Projekte sieht der Medienfachmann, wie die meisten seiner befragten Kollegen auch, als große Herausforderung im IT-Projektmarkt. Dies gelte vor allem hinsichtlich der Systemabhängigkeiten untereinander und in Bezug auf die verteilten Projektteams.

Unterschiedliche Abteilungen, Dienstleister und Freiberufler in einem Projekt unter einen Hut zu bekommen, verlangt nach Meinung des IT-Managers von den Verantwortlichen Erfahrung sowie ein glückliches Händchen.

Oliver Knittel, IT-Freiberufler: "Das Thema Fachkräftemangel wird von den Firmen hochgeputscht."
Oliver Knittel, IT-Freiberufler: "Das Thema Fachkräftemangel wird von den Firmen hochgeputscht."
Foto: Oliver Knittel

Während für die Auftraggeber der Fachkräftemangel als Wachstumsbremse ausgemacht scheint, kann sich IT-Freiberufler Oliver Knittel schwer mit dieser Sichtweise anfreunden: "Das Thema wird doch von den Unternehmen hochgepusht", kritisiert er. Wenn es den vielzitierten Mangel an IT-Experten wirklich gäbe, würden die Auftraggeber seiner Meinung nach bessere Honorare zahlen. Dies sei aber nur im SAP-Umfeld der Fall.

"Die Auftraggeber wollen nicht nur den Besten, sie wollen einen Freelancer, der alle Projektanforderungen hundertprozentig erfüllt", kommentiert Knittel. So soll der Kandidat möglichst über Erfahrung verfügen sowie diverse Zertifizierungen auch im Projekt-Management vorweisen und sich in der jeweiligen Branche auskennen. "Wer nicht alle Anforderungen erfüllt, der fällt ganz schnell durchs Raster", kritisiert Knittel. Was die Höhe des Honorars angeht, beobachtet er ein immer stärkeres Auseinanderdriften; es gebe am einen Ende der Skala sehr gefragte Leute mit hohen Stundensätzen und am anderen Ende etwa die Administratoren mit entsprechend bescheidener Vergütung. Der Mittelbau werde immer kleiner.

Auftraggeber zu anspruchsvoll

Dass der Anteil der verteilten Projektteams weiter zunimmt, kann Knittel wiederum nur bestätigen. Seiner Meinung nach wird dies den IT-Projektmarkt auf Dauer positiv beeinflussen. Da Knittel zurzeit als Projektleiter das Teilprojekt eines großen Krankenversicherers betreut, weiß er, wovon er spricht: "In diesem Projekt funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Externen und Internen, und wir kommen gut voran." Probleme könnten allein durch die Größe des Vorhabens auftreten. Die Schnittstellen müssen laut Knittel passen und die diversen Abhängigkeiten entsprechend gesteuert werden.

CW-Freiberufler-Studie 2011

Die weiteren Beiträge zur Serie finden Sie hier:

Spezialisierung und Erfahrung sind Trumpf (Teil 1, 19.10.2011)

Hohe Erwartungen an selbständige IT-Profis (Teil 2, 9.11.2011)

Welche Faktoren beeinflussen den Projektmarkt? (Teil 3, 16.11.2011)

Was erwarten Anwenderunternehmen von Vermittlungsagenturen? (Teil 4, 30.11.2011)