Hermann Kudlich

Verteilte Datenbanken - Systemkonzepte und Produkte

08.01.1993

Mit der klassischen Host Terminal Architektur der Vergangenheit liess sich eine grosse Anzahl von Benutzern aus einer gemeinsamen Datenbasis heraus bedienen. Neben dieser zentralisierten Mainframe Landschaft wird in den meisten Betrieben seit Jahren eine zweite DV-Infrastruktur installiert, die von den Anwendern vor allem wegen der grafischen Benutzeroberflaeche und der flexiblen Handhabung unterschiedlicher Standardprogramme geschaetzt wird. Weil genau diese Anwendungen mangels ausreichender Aufloesung mit den an Mainframes gekoppelten alphanumerischen Terminals nicht moeglich sind, sinkt die Akzeptanz von Host Anwendungen durch die Endbenutzer drastisch.

Einen Ausweg aus diesem Dilemma bieten verteilte Datenbanken, wenn man sie als den Versuch versteht, die Intelligenz unterschiedlicher Rechner zu verknuepfen und sie fuer die Integration von Anwendungen und den Austausch von Daten zu nutzen. Verwirrung in der Diskussion um Loesungsmoeglichkeiten entsteht jedoch vor allem angesichts der Begriffsvielfalt.

Ein wesentliches Ziel des Buches ist es in diesem Zusammenhang, die Definitionswelt verteilter Datenbanksysteme verbindlich abzuklaeren und gegen ueber anderen Moeglichkeiten der Verteilung abzugrenzen. Ausserdem stellt der Verfasser Kriterien zur Leistungsmessung auf und beurteilt die unterschiedlichen Formen der Verteilung von Rechnerintelligenz und Daten.

Die ersten sechs Kapitel wenden sich an theorieinteressierte Leser. Schwerpunkte sind die systemweite Zugriffsoptimierung, Synchronisationsmoeglichkeiten globaler Datenbanktransaktionen und die Duplizierung von Datenbankkopien an unterschiedliche Rechnerknoten. Inhaltlich geht es dabei um die wichtigsten relationalen Datenbankoperationen und den "Optimizer" als Herzstueck jeder verteilten Anwendung, der fuer die optimale und zeitguenstigste Abarbeitung der Verarbeitungsauftraege innerhalb des Rechnernetzes verantwortlich ist. Ausserdem werden spezifische Schwierigkeiten verteilter Systeme und deren Prozessstruktur thematisiert. Auf diesem theoretischen Fundament stellt der Verfasser einen Kriterienkatalog fuer ein funktional vollstaendiges System auf.

Der zweite Hauptteil des Buches stellt die Verteilungskomponenten der Datenbankprodukte "UDS", "Sesam", "Informix", "Oracle" sowie "Ingres" vor und vergleicht sie anhand des aufgestellten Kriterienkatalogs im Hinblick auf Leistungsfaehigkeit und potentielle Einsatzmoeglichkeiten. Mit diesem Abschnitt wird der Titel seinem eigenen Anspruch gerecht, naemlich den Leser in die Lage zu versetzen, in Zukunft Probleme bei der Verteilung von Daten rechtzeitig zu erkennen und Loesungsvorschlaege beurteilen zu koennen.