Army and Air Force Exchange Service als Beispiel:

Versorger der US-Armee setzt auf Datex-P

16.12.1988

Elektronische Datenkommunikation ist die Voraussetzung für die rationelle Betriebsführung einer flächendeckenden internationalen Handelskette. Jörg Paradies zeigt am Beispiel der Handelsorganisation der amerikanischen Armee und Luftwaffe (Army and Air Force Exchange Service - AAFES), wie dies mit Datex-P realisiert worden ist.

Samuel L. Lankford, Direktor des Bereichs Management Information System bei AAFES in deren deutscher Zentrale in München, beschreibt seine Probleme so: Eine große Handelskette mit Hunderten von Filialen, über das ganze Land verstreut, muß, um effektiv arbeiten zu können, nicht nur im Waren-, sondern auch im Datenverkehr schnell und leistungsfähig sein. An 21 Standorten in der Bundesrepublik befinden sich 239 AAFES-Geschäfte unterschiedlicher Größe und mit unterschiedlichem Sortiment. Es gibt darunter große Supermärkte mit Lebensmittelangeboten spezielle Läden für Kleidung, Möbel, Friseur-Salons und Kfz-Reparaturwerkstätten sowie Betriebe im Fast-Food-Bereich. Hinzu kommen vier Depots an verschiedenen Standorten, und natürlich muß auch mit der Zentrale in Dallas/Texas regelmäßig kommuniziert werden.

Die zu bewältigenden Aufgaben sind vielfältig: Neben der Lagerhaltung in den einzelnen Filialen, dem Bestellwesen und der allgemeinen Korrespondenz ist auch eine Überwachung des Scheck- und Kreditkartenverkehrs unerläßlich. Depots und US-Zentrale sind schon seit längerem über Standleitungen beziehungsweise via Satellit mit der Münchener Zentrale verbunden. Von den 239 Geschäften sind bereits 137 mit elektronischen Datenendgeräten (Rechner oder elektronische Kassen) ausgestattet.

Da ein amerikanisches Zivilunternehmen im Dienste des Militärs verständlicherweise die geringste Priorität beim Zugang zu den militärischen Datennetzen der USA hat, böte sich als universelle Lösung ein eigenes Netz an, doch das würde das Investitionsvolumen selbst einer so großen, weltweit operierenden Organisation erheblich übersteigen - von den Betriebskosten ganz zu schweigen.

Man suchte also nach einer Lösung, und die hatte die Münchener Wetronic Automation GmbH parat. Deren Vorschlag: Anschluß an das Datex-P-Netz der Bundespost über ein X.25-Protokoll mit Hilfe des Protokollkonverters Smartnet 1076X-N; damit würden die asynchronen Endgeräte (Drucker, Bildschirme, PC etc.) mit dem unter SNA/SDLC arbeitenden IBM-Host in München verbunden.

Der Konverter kommuniziert über Datex-P mit einem IBM-Frontend-Prozessor unter der Software NPSI, indem er sich wie eine 3274-Steuereinheit verhält. Die ASCII-Endgeräte werden je nach Konfigurierung des Konverters und je nach System-Generierung des Hosts als 3278-Terminals beziehungsweise als 3787-Drucker emuliert. Über ein Modem der Bundespost erfolgt dann der Anschluß an einen Datex-P-Hauptanschluß, wobei die Datenübertragungsrate bei 9600 Bit pro Sekunde liegt. Für die bei AAFES eingesetzten PCs verfügt der Konverter über die Möglichkeit des File Transfers in beiden Richtungen.

Paßwortschutz, automatische Anpassung der Endgeräte sowie neun nationale Zeichensätze runden das Spektrum der Smartnet-Familie ab. Mit der separaten Konfigurations-Schnittstelle lassen sich zudem über eine asynchrone Wählleitung alle installierten Konverter zentral konfigurieren. Ist dies beendet, werden die Daten im Konverter in einem nicht-flüchtigen Speicher abgelegt. Bei Stromausfall stehen so alle Daten unverändert wieder zur Verfügung.

Die generellen Vorteile einer Lösung mit Datex-P liegen auf der Hand: Dieser Dienst bietet die Benutzung virtueller Verbindungen. Es entstehen somit neben den relativ geringen Grundgebühren von 450 Mark je Monat und Anschluß im wesentlichen die Verkehrsgebühren für den tatsächlichen Verkehr.

Besonders interessant ist das spezielle Angebot der Bundespost, die Abrechnungen pauschal über die Zentrale in München zu besorgen. Damit ist eine erhebliche Ersparnis verbunden. Zudem räumt die Post den Datex-P-Benutzern erhebliche Mengenrabatte ein, wenn das Netz intensiv genutzt wird. Berechnungen haben ergeben, daß die pro Abrechnungszeitraum anfallenden Verbindungen AAFES in die günstigste Rabattklasse bringen. Dazu kommt die große Flexibilität beim Aufbau des Netzes, da alle AAFES-Geschäfte Schritt für Schritt in den Datenverkehr eingebunden werden können.

Damit sind aber erst die direkten Kostenvorteile beschrieben. Einsparungen beim Personal, geringere Fehlerraten und eine schnellere Abwicklung aller Geschäftsvorfälle sind Vorteile, die sich erst nach abgeschlossener Installation und vollständiger Inbetriebnahme des Systems erreichen lassen.