Version 3.1 weist Maengel bei Kommunikationsprotokollen auf Fehler im neuen OS/400 veraergern Grossanwender

30.06.1995

FRAMINGHAM (IDG) - Kritik muss sich die IBM fuer das juengste Upgrade ihres AS/400-Betriebssystems OS/400 gefallen lassen. Vor allem grosse Unternehmen, die Release 3.1 einschliesslich saemtlicher Kommunikationsfunktionen nutzen wollen, klagen ueber eine Vielzahl von Bugs sowie ueber Maengel beim technischen Support.

Anwender, die sich in den letzten Wochen mit der Einfuehrung des neuen Release beschaeftigten, sind nicht nur enttaeuscht ueber die vielen Systemzusammenbrueche; sie aergern sich vor allem ueber die Haltung des Herstellers, der es versaeumt habe, seine Kunden rechtzeitig zu warnen. Ausserdem sei der Telefonsupport in diesem Umfeld nicht adaequat besetzt.

Eine Reihe grosser IBM-Kunden zieht es inzwischen vor, die fehlerbehaftete Version 3.1 nicht einzufuehren, ehe Big Blue die beanstandeten Maengel beseitigt hat. Wie die CW- Schwesterpublikation "Computerworld" berichtet, erwarten die Kunden mehr als 500 Bug-Fixes an verschiedenen Stellen.

"Wir hatten auch schon frueher Probleme mit OS/400, aber bei weitem nicht so viele wie jetzt", aergert sich James Matsey, IT-Direktor der Reynolds Metals Co. in Richmond, Virginia. Sein Unternehmen unterstuetzt saemtliche Fertigungsstaetten und Fabriken mit AS/400- Systemen. Zuerst sei das neueste Betriebssystem-Release auf dem Entwicklungsrechner sowie auf einigen Produktionssystemen installiert worden. Als es problemlos lief, spielte Reynolds das System auf den Rechner auf, der die Kommunikation zwischen den Fabriken und den Zulieferern regelt - das hatte fast taeglich Systemabstuerze zur Folge.

Als besonders fehlerbehaftet gelten die Implementierungen der Netzwerkprotokolle TCP/IP und IBMs Advanced Program-to-Program Communication (APPC). Verbesserungswuerdig sind offenbar auch die PC-Connectivity-Software in OS/400 3.1 sowie ein neues File- System, das Unix-Dateiformate unterstuetzt.

AS/400-Anwender waren die Herausgabe fehlerhafter Releases von ihrem Hersteller bisher nicht gewohnt. Offenbar hat Big Blue nun mit Version 3.1, die aus der AS/400 ein modernes, Client-Server- orientiertes System machen soll, groessere Probleme. "Fuer uns ist das nicht AS/400-typisch", kommentiert etwa Rich Kolbe, IT-Manager bei Harley-Davidson. Der Motorradhersteller hat sich entschieden, Release 3.1 erst einmal beiseite zu legen, bis die groebsten Fehler behoben sind.

Bob Dies, General Manager von IBMs AS/400-Division, hat eingeraeumt, dass die OS/400-Version 3.1 Bugs aufweise und der Support nicht wunschgemaess verlaufe. Daher habe er seine Supportmannschaft in den letzten sechs Wochen um 50 Prozent aufgestockt. Das Problem werde allerdings ueberbewertet, denn bisher haetten sich noch nicht einmal 100 Kunden beschwert. Rechne man die Fehler gegen die Lines of Code hoch, so stehe Release 3.1 besser da als alle Vorgaenger.

Diesem Argument halten Beobachter entgegen, dass die Bugs nur bei Grosskunden mit sehr effizienter Systemnutzung auftreten, dort aber immensen Schaden anrichten. Eine TCP/IP-Implementierung etwa werde nur in Ausnahmefaellen benoetigt. Von den Fehlern sei tatsaechlich nur ein kleiner Teil der AS/400-Anwendern betroffen - doch diese zaehlten zu den wichtigsten Midrange-Kunden der IBM.