Sprint fordert neue Ansätze beim Switching

Verschmelzung von IP und ATM angestrebt

01.10.1999
SAN MATEO (IDG) - Der oberste Netzplaner des US-Carriers Sprint hat eine in der heutigen Zeit mutige These vertreten: "Die Welt besteht nicht nur aus IP", rief er dem Publikum auf der US-Messe Netword + Interop zu. Er fordert ein neues IP-kompatibles Protokoll, das viele Merkmale des Asynchronous Transfer Mode (ATM) umfaßt.

Wenig Konkretes, dafür aber viele Wünsche äußerte der Sprint-Manager anläßlich einer Podiumsdiskussion auf der US-Messe. "Wir könnten das neue Protokoll IP+ oder sonstwie nennen, doch wir benötigen ein Verfahren, das die Attribute von IP und ATM vereint", forderte er. Weil aber das bisherige Internet Protocol (IP) die Basis für viele aktuell entstehende Applikationen wie etwa Multicasts sei, müsse die neue Technik rückwärtskompatibel sein, gleichzeitig aber die Dienste eine ATM-Umgebung aufweisen.

Erste Ansätze sieht er in dem im Mai gegründeten Softswitch Consortium (www.softswitch.org), das sich die Verschmelzung von herkömmlichen Carrier-Netzen mit Diensten und Applikationen aus dem Internet zum Ziel gesetzt hat. Softswitch möchte eine Architektur etablieren, die unter anderem auf einem offenen Protokoll basiert. Sie soll verteilte Hardware- und Softwarekomponenten miteinander verbinden und einen nahtlosen Übergang zwischen Transport- und Signalisierungsschicht in den Netzen schaffen. Die Technologie arbeitet wie ein Verbund von verteilten Funktionen und übernimmt Aufgaben der heute in Hardware implementierten Vermittlungskomponenten.

Doch ganz ohne Hardware geht es nicht. Um die ständig steigende Nachfrage nach Bandbreite bedienen zu können, sind laut Sprint-Planer Harris neue Verfahren beim Switching erforderlich. Seine Hoffnungen ruhen auf dem "Photonic Switching" (optische Vermittlung), das derzeit in den Entwicklungslabors reift. "In den nächsten 18 bis 24 Monaten wird es eine neue Technologie geben, die auf der optischen Ebene genau das tut, was Sonet (Synchronous Optical Network) heute auf dem elektronischen Level erreicht", gibt er sich optimistisch.

Seine Äußerung spielt auf das Verfahren Wavelength Division Multiplexing (WDM) an, das das gesamte Lichtspektrum für den Informationstransfer nutzen soll. Um den vollen Datendurchsatz, der in den Tbit/s-Bereich hineinreichen soll, ausnutzen zu können, werden Switches benötigt, die den Datenstrom optisch verarbeiten und nicht wie heute üblich eingehende Lichtsignale intern zunächst in elektronische Muster wandeln. Für ein solches Verfahren sind allerdings neue, bislang noch nicht entwickelte Materialien erforderlich.