Festgefahrene Unternehmensstrukturen aufbrechen:

Vernetzung reißt Manager aus Halbschlaf

21.10.1988

FRAMINGHAM (IDG) - Die Geschäftstüchtigkeit amerikanischer Unternehmen wird oft durch kopflastige Managementhierarchien und Kommunikationsbarrieren gehemmt. Neue Techniken indes helfen, verworrene Unternehmensstrukturen wieder transparent zu machen. Beispiele für die Steigerung der Konkurrenzfähigkeit sind in vielen Unternehmen zu finden.

Professor Quinn Mills von der Harvard-Business-School beobachtet, so die Network World, seit einiger Zeit, daß sich amerikanische Unternehmen immer weniger in die Karten gucken lassen. Er schließt daraus, daß Manager in der Geheimhaltung unternehmensinterner Strukturen eine wichtige Voraussetzung dafür sehen, einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen. Ein paar Jahre zuvor ging man noch großzügiger mit Informationen über den Aufbau von Abteilungen und Details des Informationsflusses um.

In der Tat scheint sich einiges geändert zu haben: Die Führungsetagen haben die Kommunikationstechnik als Instrument entdeckt, sich dreier wichtiger organisatorischer Probleme zu entledigen:

- Verstreut liegende Abteilungen eines Unternehmens können über Netze effektiver gemanagt werden.

- Aufgeblähte Management-Apparate können mit Hilfe der Informationstechnik dezimiert werden.

- Computernetze helfen, Lücken im Informationsfluß zwischen den Abteilungen zu schließen und Hemmnisse zu überwinden.

Jeff Smith, Vice President of Telecommunication Services der Science Application International Corp. (SAIC), schätzt darüber hinaus, daß die Schaltung von Videokonferenzen zwischen den entlegensten Büros des Unternehmens und der Konzernzentrale über das 1986 installierte Electronic-Proposal-Integration-Net dem Unternehmen rund 50 000 US-Dollar Reisekosten monatlich einsparen hilft. SAIC ist ein Unternehmen, das viele Aufträge vom amerikanischen Verteidigungsministerium bekommt.

Zweitens, so Smith, werde der Aufwand für die Vorbereitung von Offerten an die Regierung wesentlich vermindert.

Hemmnisse durch Einsatz von K-Technik beseitigen

Das Chemieunternehmen Hercules Inc. Wilmington, Delaware, beschäftigt in 80 Produktionsstätten weltweit 23 000 Angestellte. In den letzten Jahren wurde die Informations- und Kommunika-tionsinfrastruktur ständig ausgebaut. So konnte nach Angaben von Alexander Giacco, Chairman und Chief Executive Officer des Unternehmens, die Zahl der Manager von 13 000 auf 7000 und die der Top-Manager von 22 auf 7 heruntergeschraubt werden. Ross Watson, Hercules' Vice President for Information Resources, erklärt, wie Organisationsabläufe rationalisiert werden konnten: "Wir haben festgestellt, daß Midrange-Manager einzig damit befaßt waren, Informationen zu ordnen und weiterzuleiten. Die Produktivität dieser Manager ließ sich jedoch mit der Einrichtung eines umfassenden Kommunikations- und Informationssystems recht schnell steigern."

Auch der Automobil-Hersteller Chrysler hat mit der Vernetzung einzelner Unternehmensbereiche organisatorische Schranken abgebaut. Erst kürzlich nahm man dort ein Netz in Betrieb, daß die Abteilungen Entwicklung und Produktion näher zusammenbringt. "Früher reichte der Entwickler seinen Entwurf blind rüber zur Produktionsabteilung, es fehlten die Mittel für eine erfolgreiche Kommunikation", berichtet Tom Perring, Supervisor der CAD-Entwicklung beim Detroiter Automobil-Riesen. Er geht davon aus, daß eine Anzahl katastrophaler Fehler, die in der Konzern-vergangenheit begangen wurden, auf diesen Kommunikationsbarrieren beruhten. Mit dem installierten Netz werden solche Ursachen, laut Perring, künftig nahezu ausgeschlossen.