Smarte Logistik

Vernetzung als Lösung für das letzte-Meilen-Problem

23.08.2018
Von 
Guido Dornbusch ist Vice President Product Management bei Laird
Egal ob Liefer-Drohnen, -Roboter oder anderer Modelle: Um die Lieferung von Waren bis zur Haustür des Kunden schnell, umweltfreundlich und wirtschaftlich zu gestalten, braucht es eine flexible und sichere Connectivity-Plattform.

Der Logistikmarkt in Deutschland boomt: Von 2001 bis 2011 wuchs er jährlich um knapp 3,9 Prozent auf einen Gesamtumsatz von 223 Mrd. Euro und gehört damit, neben der Automobilbranche, zu den größten Branchen. Doch der zunehmende Gütertransport stellt Logistikunternehmen vor große Herausforderungen. Sie müssen die Waren schnell und gleichzeitig wirtschaftlich sinnvoll liefern. Besonders die sogenannte letzte Meile, der Transport vom Depot zur Haustür des Kunden, ist dabei ein Problem. Denn aufgrund kleiner Liefermengen und verteilter Anlieferpunkte, lassen sich die Waren kaum bündeln und machen die Lieferung so extrem kostenintensiv.

Die Auslieferung per Drohne ist eine gute Lösung, wenn eine dedizierte Anlieferungsfläche - z.B. ein Balkon - zur Verfügung steht.
Die Auslieferung per Drohne ist eine gute Lösung, wenn eine dedizierte Anlieferungsfläche - z.B. ein Balkon - zur Verfügung steht.
Foto: Phonlamai Photo - shutterstock.com

Zudem kommt es oft vor, dass Kunden nicht zuhause sind und ein zweiter Zustellversuch erfolgen muss. Die letzte Meile verursacht für Logistikunternehmen laut Untersuchungen mehr als 50 Prozent der Gesamtkosten und ist somit der größte Kostenfaktor bei Paketlieferungen. Die Vernetzung der Logistik und neue Formen der Warenlieferung können hier helfen, die Prozesse wirtschaftlicher zu gestalten.

Offene Plattformen als Lösungsansatz für die Vernetzung

Um das letzte-Meilen-Problem zu lösen, sind mehrere Modelle vorstellbar und teilweise schon in der Testphase. Eine Auslieferung per Drohne ist beispielsweise dann eine gute Lösung, wenn eine dedizierte Anlieferungsfläche zur Verfügung steht. Dazu könnte eine neue Art an Postfächern entstehen, die von einer Drohne angeflogen wird, die mithilfe eines Codes ein Fach öffnet, in das sie ihr Paket abliefert.

Ebenfalls denkbar ist der Einsatz von Robotern, z.B. in Innenstädten, wo die Lieferung schwierig und zeitintensiv ist. Basis für die Realisierung dieser Projekte ist die nahtlose Vernetzung zwischen dem Warenlager, dem Transporter und den letzte-Meile-Helfern wie Drohne oder Roboter.

Damit alle bereits vorhandenen und kommenden Lösungen berücksichtigt werden können, ist es wichtig, dass die Kommunikation der Akteure über offene Plattformen erfolgt. Damit können sowohl Altlösungen als auch Neuanschaffungen kompatibel betrieben werden. Die Plattform sollte dabei für Kunden und Partner gleichermaßen offene wie flexible Software- und Hardware-Komponenten zur Verfügung stellen, damit Applikationsentwickler sich auf Anforderungen komplexer Anwendungsfälle konzentrieren können, während die Plattform die Probleme der Integration im Fahrzeug löst.

So können spezifische Kundenforderungen umgesetzt werden, was für die Logistik wichtig ist. Denn nur so können Unternehmen den Anforderungen verschiedenster Teilgruppen gerecht werden: den Lagermitarbeitern, die die Waren effizient liefern müssen, aber auch den Transportfahrern, die umweltfreundlich und schnellstmöglich die Kundenwünsche erfüllen sollen. Und natürlich auch den Kunden, die ihre Ware innerhalb eines Tages zugestellt bekommen wollen. Dank der zunehmenden Vernetzung können Logistikunternehmen so schnell und umweltfreundlich agieren.

Sichere Konnektivitätslösung als Bestandteil der Vernetzung

Ein wichtiger Bestandteil einer komplexen, drahtlosen Vernetzung ist eine robuste und sichere Konnektivität. Eine im Fahrzeug eingebettete Connectivity-Plattform kann das Fahrzeug sowohl nach innen als auch nach außen vernetzen. Damit unterschiedliche Fahrzeuge wie Gabelstapler, Roboter, Drohnen, aber auch Pkw und Lkw miteinander kommunizieren können, sollte sie zudem skalierbar sein und auch dann funktionieren, wenn beispielsweise temporär keine Internetverbindung zur Verfügung steht.

Deswegen muss für einen optimierten und autonomen Logistikverkehr, neben Echtzeitdaten und einer schnellen Datenanalyse, ebenfalls eine netzunabhängige und permanente Verbindung zu anderen, teilweise auch autonomen Fahrzeugen vorhanden sein. Wichtig ist hierbei, dass Konnektivitätslösungen alle Technologien inklusive Mobilfunk (von 2G bis zum LTE-A, in Zukunft 5G), WLAN und Bluetooth (z.B. BLE - Bluetooth Low Energy) beinhalten und die fahrzeuginterne Kommunikation eine hohe Datenbandbreite gewährleistet.

Der umfassenden Vernetzung einen Schritt näher

Die Vernetzung der Logistik steckt noch in den Kinderschuhen. Laut einer Befragung von Hermes unter 200 Logistikentscheidern deutscher Unternehmen haben erst acht Prozent den Digitalisierungsprozess ihrer Lieferkette begonnen. Unternehmen wissen zwar, dass die Digitalisierung ihrer Supply-Chain-Prozesse wichtig ist, ihnen fehlen jedoch Erfahrungswerte und Best-Practice-Beispiele. Ohne Orientierungshilfe fühlen sich viele Unternehmen zu unsicher.

Hier spielt die Autoindustrie eine wichtige Rolle, denn Innovation braucht große Investitionen und diese können einzelne Logistikfirmen sich nur teilweise leisten. Langfristig kostet die Entwicklung für sie zu viel. Allein schon aus Eigeninteresse wird die Autoindustrie an vernetzten Fahrzeugen arbeiten und deren Entwicklung auch in der Logistik voranbringen. Schließlich wollen die Automobilunternehmen ihre vernetzten Fahrzeuge und Konzepte künftig auch hier einsetzen und verkaufen. Eine Basis, damit dies schnell gelingt, ist der Einsatz einer offenen und skalierbaren Produkt-Plattform, die es verschiedenen Playern, Entwicklern und bestehenden Kunden ermöglicht, Anforderungen und spezifische Wünsche einfließen zu lassen.