Cyberattacken

Vernetzte Autos schaffen neue Risiken

21.09.2010
Von pte pte
IT-Sicherheit ist nicht auf Firewalls beschränkt. Sensornetzwerke und vernetzte Autos erfordern neue Security-Ansätze, die längst nicht gelöst sind.

Die meisten User denken beim Internet vor allem an Desktop-Rechner und Smartphones. "Es sind aber immer mehr neue Geräte-Spezies vernetzt", betont João Barros, Professor am Institut für Elektrotechnik und Informatik der Universität Porto, im Rahmen der 3rd Summer School on Network and Information Security. Auf Smartphones folgen etwa Sensornetzwerke, Autos und Haushaltsgeräte, die allesamt auch spezielle Sicherheitsrisiken mit sich bringen.

"Cyberangriffe könnten sich durch seltsames Verhalten von Haushaltssystemen oder Fertigungsanlagen bemerkbar machen", warnt der Experte. Dabei braucht es neue Ansätze, wie solche Systeme abgesichert werden. Beispielsweise ist klassische Verschlüsselung für viele neue Anwendungen zu aufwendig, während bei Fahrzeugen der physische Standort eines Netzwerkknotens völlig neue Bedeutung gewinnt.

Fahrzeugnetzwerke haben großes Anwendungspotenzial. Das Projekt "VANET" in Porto hat beispielsweise gezeigt, dass eine Echtzeitanzeige stark frequentierter Standplätze großen Anklang bei den Fahrern findet. Möglich machen dies 456 Taxis mit GPS- und Web-Anbindung sowie direkter Fahrzeugvernetzung.

Das langfristige Potenzial solcher Lösungen ist gewaltig. "Das könnte Ampeln obsolet machen", sagt Barros. Ein geeignetes System im Fahrzeug soll dem Lenker anzeigen, ob er freie Fahrt hat, so die Idee. Unnötiges Stehen vor roten Ampeln trotz fehlendem Querverkehr würde damit der Vergangenheit angehören.

Zudem könnten Fahrzeuge einfach Verkehrs- oder Unfallinformation tauschen. Doch vernetzte Autos bedeuten neue Sicherheitsprobleme. "Es handelt sich um hochmobile Netzwerkknoten", erklärt der Informatiker. Das wirft beispielsweise die Frage auf, ob ein Angreifer für ein Auto einen falschen Standort vorspiegeln und somit allgemein die Verkehrssicherheit gefährden könnte. Andere Verkehrsteilnehmer müssten dem Datenstrom eines Fahrzeugs wirklich vertrauen können.

Andere Probleme illustriert eine intelligente Fluchtweganzeige, die Techniker in einem Gebäude in Porto umgesetzt haben. Sensoren erkennen, wo es im Gebäude brennt und steuern danach Leuchtpfeile, die den kürzesten tatsächlich sicheren Fluchtweg weisen. "Das ist ein sehr einfaches Beispiel eines Sensor-Aktuator-Netzwerks", sagt Barros. Dabei hat jeder beteiligte Sensor nur eine geringe Rechenleistung. "Man kann die Kommunikation also nicht mit komplexer Kryptografie schützen", so der Experte. Analoges würde oft auch auf komplexere Sensornetze zutreffen. Zudem funktioniert die intelligente Fluchtweganzeige nicht mehr, wenn nur ein einziger Sensor gestohlen wird oder ausfällt. (pte)