Kaufberatung Tracker

Verlorene Dinge per Bluetooth & GPS wiederfinden

19.10.2021
Von 
Roland Freist, Jahrgang 1962, studierte in München Kommunikationswissenschaft und arbeitete danach als Redakteur bei IT-Fachverlagen. Seit 1999 ist er selbstständig und schreibt Artikel zu Windows, Android, Anwendungen, Netzwerken, Security und Internet. Im professionellen Umfeld bearbeitet er Themen rund um Storage, Cloud-Computing und Virtualisierung.
Moderne Tracker arbeiten mit Bluetooth und werten GPS-Signale aus, um ihren Standort zu ermitteln. Auf diese Weise finden Sie verlorene Gegenstände mit etwas Glück weltweit wieder.

Ist der Schlüsselbund mal wieder nicht da, wo er sein sollte? Können Sie partout Ihr Portemonnaie nicht finden? Und das ausgerechnet jetzt, wo Sie dringend aus dem Haus müssen? Gegen dieses Problem ist schon länger hilfreiche Technik erhältlich. Den Anfang machten Schlüsselfinder, die sich in den eigenen vier Wänden mit einem akustischen Signal meldeten. Neuere Geräte sind mit GPS oder Bluetooth ausgestattet, eignen sich auch für die Ortung außer Haus und zeigen in speziellen Ausführungen den aktuellen Standort von Menschen, Tieren und Gegenständen aller Art an.

Mit Apple Airtag und Co. können Sie alles mögliche sogar international wieder aufspüren.
Mit Apple Airtag und Co. können Sie alles mögliche sogar international wieder aufspüren.
Foto: oatawa / Shutterstock.com

Das wirft allerdings auch Fragen nach dem Schutz der Privatsphäre auf. Denn die nur wenige Zentimeter großen Tracker lassen sich leicht in Kleidungstaschen, Autos, Satteltaschen etc. platzieren, ohne dass der Besitzer sie bemerkt. Wir zeigen Ihnen in diesem Artikel daher nicht nur, wie die Technik der Tracker funktioniert, wo jeweils die Vor- und Nachteile liegen und welche Ausformungen es gibt. Wir erörtern auch, was beim Einsatz von Trackern laut Gesetz erlaubt ist und was nicht.

Bluetooth-Tracker

Bluetooth-Tracker befestigen Sie entweder über eine Öse oder mit einer Klebefläche an dem Gegenstand, den Sie überwachen wollen. Danach installieren Sie auf dem Smartphone eine App des Herstellers und koppeln das Telefon mit dem Tracker. Wenn Sie nun in der App auf einen Button tippen, gibt der Tracker ein akustisches Signal aus.

Der Apple Airtag ist nur wenige Zentimeter groß und lässt sich universell zum Tracken von Gegenständen oder auch Haustieren verwenden.
Der Apple Airtag ist nur wenige Zentimeter groß und lässt sich universell zum Tracken von Gegenständen oder auch Haustieren verwenden.
Foto: Apple

Beim neuen Bluetooth-Tracker von Apple, dem Apple Airtag, zeigt eine App auf dem iPhone Richtung und Entfernung des Geräts an. Kommt man dem Tracker näher, erscheint sogar ein Pfeil auf dem Display, der dann auf den Standort hinweist. Apple hat den Airtag zu diesem Zweck mit UWB-Funk ausgestattet (Ultra-wideband, Deutsch: Ultrabreitband), der auch Positionsbestimmungen erlaubt. Außerdem beginnt das Smartphone zu vibrieren, sobald Sie sich dem Tracker auf mehr als einen Meter nähern. Auf den letzten Zentimetern nimmt das Vibrieren kontinuierlich zu. Gedacht ist diese Funktion für laute Umgebungen, in denen das Piepsen des Airtags untergeht.

Damit Sie Ihren Schlüsselbund auch dann wiederfinden, wenn Sie ihn irgendwo vergessen haben, greift die App des Trackers auf die Standortdaten des Smartphones zu. Die Tracker selbst verfügen nicht über einen GPS-Empfänger, weil der Stromverbrauch zu hoch wäre. Wenn Sie also feststellen, dass Sie Ihren Schlüsselbund irgendwo vergessen haben, können Sie über die App eine Karte aufrufen, die Ihnen den Ort des letzten Funkkontakts zwischen Tracker und Smartphone anzeigt. Haben Sie den Schlüssel beispielsweise daheim liegen lassen, zeigt die App Ihre Wohnung an. Sobald das Smartphone wieder in Reichweite des Trackers ist, können Sie erneut das „Hier bin ich“-Signal auslösen.

Wenn der Tracker nur noch wenige Meter entfernt ist, weist ein Pfeil auf dem Display des iPhone auf den Standort hin und gibt die Entfernung an.
Wenn der Tracker nur noch wenige Meter entfernt ist, weist ein Pfeil auf dem Display des iPhone auf den Standort hin und gibt die Entfernung an.
Foto: Apple

Das funktioniert nur, wenn der Schlüssel in der Zwischenzeit nicht bewegt wurde. Haben Sie ihn beispielsweise auf der Straße verloren, und der ehrliche Finder bringt ihn zum Fundbüro, können Sie ihn auf die eben beschriebene Weise nicht aufspüren. Es gibt daher seit einigen Jahren raffiniertere Konzepte für das Auffinden der Bluetooth-Tracker, welche die Möglichkeiten moderner Smartphones besser nutzen. So greift Apple beim Airtag auf die ins Betriebssystem integrierte „Wo ist“-Funktion zu: Befindet sich der Tracker außerhalb der Bluetooth-Reichweite, wird er automatisch von allen an das „Wo-ist“-Netzwerk angeschlossenen Geräten gesucht. Da die Funktion beim iPhone in der Voreinstellung aktiv ist, beteiligen sich potenziell hunderte Millionen Geräte an der Suche. Sobald der Airtag von der Bluetooth-Funktion eines iPhone entdeckt wird, schickt es seine Positionsdaten in die iCloud, wo der Besitzer sie über eine App abrufen kann. Benötigt wird dazu aber iOS in der Version 14.5.

Die App des Apple Airtag zeigt auf einer Karte die Positionen sämtlicher Tracker, die der Besitzer mit seinem iPhone gekoppelt hat.
Die App des Apple Airtag zeigt auf einer Karte die Positionen sämtlicher Tracker, die der Besitzer mit seinem iPhone gekoppelt hat.
Foto: Apple

Die Besitzer von Android-Smartphones können bei der Suche nach Airtags ebenfalls helfen. Denn Apple hat die Tracker zusätzlich mit dem Nahbereichsfunk NFC ausgerüstet. Wenn Sie einen herrenlosen Airtag finden und ein Smartphone mit NFC-Unterstützung haben, halten Sie den Tracker einfach an Ihr Telefon. Auf dem Display erscheint dann die Rufnummer des Besitzers.

Alternativen zum Airtag

Kurz vor der Vorstellung des Apple Airtag brachte Samsung den Galaxy Smarttag auf den Markt. Dies ist auch ein Bluetooth-Tracker, der auf Anforderung mit einem akustischen Signal auf sich aufmerksam macht. Dazu brauchen Sie die Smartthing-App, die auf allen aktuellen Smartphones von Samsung vorinstalliert ist. Überdies muss das Telefon mindestens mit Android 8 laufen.

Der Samsung Galaxy Smarttag ist ähnlich klein wie der Airtag, bietet jedoch nicht ganz dessen Funktionalität.
Der Samsung Galaxy Smarttag ist ähnlich klein wie der Airtag, bietet jedoch nicht ganz dessen Funktionalität.
Foto: Samsung

Aktuell sind die Smarttags noch nicht mit UWB ausgestattet. Das soll später im Jahr folgen. Daher ist die Positionsbestimmung aktuell nur akustisch möglich. Befindet sich der Tracker außerhalb der Bluetooth-Reichweite, lässt er sich über Samsungs Smartthings-Netzwerk aufspüren. Es umfasst in erster Linie die Smartphones, Tablets und Smart-Home-Geräte von Samsung. Hinzu kommen einige stationäre Haushaltsgeräte von Drittherstellern, die bei der Suche nach verlorenen Gegenständen allerdings wenig hilfreich sein dürften.

Im Vergleich zu den Airtags können die Smarttags nur einen kleinen Vorteil für sich verbuchen: Sie erlauben auch die Suche mit dem Tracker nach dem Smartphone, wenn es mal nicht auffindbar sein sollte. Dazu muss am Smarttag lediglich eine Taste doppelt gedrückt werden.

Der Tile Pro ist einer der günstigeren Tracker, ohne dass der Kunde dabei im Vergleich mit dem Samsung Galaxy Smarttag größere Abstriche bei der Funktionalität machen müsste.
Der Tile Pro ist einer der günstigeren Tracker, ohne dass der Kunde dabei im Vergleich mit dem Samsung Galaxy Smarttag größere Abstriche bei der Funktionalität machen müsste.
Foto: Tile

Weitere Konkurrenz kommt von der Firma Tile mit den Bluetooth-Trackern Mate und Pro, wobei die Pro-Version gegenüber dem Standardmodell Mate die doppelte Reichweite bietet. Die Tile-Tracker werden ebenfalls über eine Smartphone-App aktiviert, die sowohl für Android als auch für iOS verfügbar ist. Die Software dient zudem für die Suche außerhalb des Bluetooth-Empfangsgebiets. Da die App jedoch nur auf vergleichsweise wenigen Smartphones installiert ist, verringert dies die Wahrscheinlichkeit, einen verlorenen Gegenstand auf diese Weise wiederzufinden. Immerhin unterstützt Tile auch die Rückwärtssuche nach dem Smartphone über den Tracker.

Ausstattung und Preise

Apple liefert den Airtag ohne Öse oder Bohrloch aus. Für passende Anhänger verlangt das Unternehmen noch einmal 35 Euro pro Stück.
Apple liefert den Airtag ohne Öse oder Bohrloch aus. Für passende Anhänger verlangt das Unternehmen noch einmal 35 Euro pro Stück.
Foto: Apple

Die Batterien der vorgestellten Tracker sollen nach Herstellerangaben rund ein Jahr halten und lassen sich in der Folge austauschen. Einen Airtag oder Smarttag können Sie theoretisch auch noch in einer Entfernung von 90 Metern aufspüren, in geschlossenen Räumen mit Hindernissen wie Türen und Wänden sind es etwa 45 Meter. Das gilt auch für den Tile Pro, der Mate hingegen kommt dabei lediglich auf eine theoretische Reichweite von 60 Metern.

Apple verlangt für den Airtag 35 Euro, im Viererpack kostet der Tracker 119 Euro. Typisch Apple: Der Tracker weist keine Öse auf, um ihn etwa an einen Schlüsselbund zu hängen. Stattdessen verkauft die Firma eigene Anhänger, die pro Stück weitere 35 Euro kosten. Von Drittherstellern sind passende Anhänger ab etwa 10 Euro erhältlich. Samsung gibt für seine Tracker einen Preis von 34,90 Euro an, im Onlinehandel sind sie ab etwa 25 Euro erhältlich. Der Tile Mate kostet offiziell 24,99 Euro, der Pro 34,99 Euro. Im Internet findet man diese Tracker für etwa 20 beziehungsweise 25 Euro.

GPS-Tracker

Wie der Name schon sagt, verfügen GPS-Tracker über einen GPS-Chip zur Standortbestimmung. Hinzu kommt ein Mobilfunkmodem, das die Standortdaten mittels SMS oder Push-Nachricht an den Besitzer funkt. Wann und wie oft das geschieht, ist je nach Modell unterschiedlich. Einige Tracker liefern die Daten nur nach Aufforderung, andere in einstellbaren zeitlichen Intervallen. Bei Tier- und Kindertrackern lassen sich oftmals per Geofencing geschlossene Flächen definieren, sodass der Tracker beim Überschreiten der Grenzen ein Alarmsignal sendet. Wo sich der Tracker gerade befindet, wird entweder in einer herstellereigenen App auf dem Smartphone und/oder in Google Maps angezeigt.

Der Paj Easy Finder ist ein GPS-Tracker, der speziell für Kinder und Senioren entworfen wurde. Er verschickt bei Alarm Push-Mitteilungen und verfügt zudem über eine SOS-Taste.
Der Paj Easy Finder ist ein GPS-Tracker, der speziell für Kinder und Senioren entworfen wurde. Er verschickt bei Alarm Push-Mitteilungen und verfügt zudem über eine SOS-Taste.
Foto: Paj

Auf den Karten sehen Sie jederzeit den letzten registrierten Standort wie auch den zurückgelegten Weg. Die Bestimmung des aktuellen Standorts kann einige Sekunden dauern. Denn um die Akkulaufzeit zu erhöhen, versetzen die mobilen Geräte den GPS-Chip zwischendurch in den Stromsparmodus. Nach dem Aufwachen dauert es bei freiem Himmel 15 bis 20 Sekunden, bis die GPS-Signale ausgewertet sind.

Die Positionsbestimmung ist dabei nicht so präzise wie bei einem Smartphone. Denn moderne Telefone verwerten nicht nur die GPS-, sondern auch die Signale des russischen Glonass-Netzwerks. Ist der Empfang zu schwach, so suchen sie darüber hinaus nach Signalen der Galileo- und der chinesischen Beidou-Satelliten. Weiterhin scannen sie die Umgebung nach WLAN-Netzen und fragen eine Datenbank nach deren Standorten ab. Die GPS-Tracker hingegen ermitteln in der Regel zunächst die Mobilfunkzelle, um auf der Karte den ungefähren Standort einblenden zu können. Danach suchen sie nach den GPS-Signalen. Auf Glonass & Co. verzichten die meisten Modelle, ein WLAN-Modul ist gar nicht erst verbaut.

Der Weenet Cats ist ein GPS-Tracker speziell für Katzen. Das Gerät beherrscht Geofencing und schlägt Alarm, sobald das Tier den definierten Bereich verlässt.
Der Weenet Cats ist ein GPS-Tracker speziell für Katzen. Das Gerät beherrscht Geofencing und schlägt Alarm, sobald das Tier den definierten Bereich verlässt.
Foto: Weenet

Wegen der aufwendigeren Technik und des höheren Stromverbrauches sind GPS-Tracker ein wenig größer als Bluetooth-Tracker. Die meisten Modelle haben etwa das Format einer Streichholzschachtel. Der integrierte Akku ist verhältnismäßig schnell erschöpft und muss je nach Nutzung ein bis drei Mal pro Woche aufgeladen werden. Es gibt Ausführungen für Kinder in Form einer Armbanduhr. Über einen Alarmknopf können sie sich jederzeit bei ihren Eltern melden. Des Weiteren bieten mehrere Hersteller GPS-Tracker für Tiere in Form eines Halsbands oder auch für Fahrräder an. Die Preise beginnen bei etwa 30 bis 50 Euro. Dazu kommen immer noch die Kosten für die Mobilfunkverbindung – die Tracker verfügen in der Regel über eine fest eingebaute SIM-Karte. Sie schlägt pro Monat noch einmal mit 4 bis 5 Euro beziehungsweise rund 50 Euro im Jahr zu Buche. Eine Marktübersicht finden Sie hier.

Mehrere Hersteller wie zum Beispiel Blaupunkt und die Automobilhersteller selbst bieten GPS-Tracker als Diebstahlschutz zum Einbau ins Auto an. Die Stromversorgung erfolgt in diesem Fall über das Bordnetz. Die Preise liegen im dreistelligen Bereich.

Der Onlineversand Pearl bietet einen GPS-Tracker fürs Fahrrad in Form eines Flaschenhalters an. Wird das Rad von Unbefugten bewegt, schickt er eine Warnung ans Smartphone.
Der Onlineversand Pearl bietet einen GPS-Tracker fürs Fahrrad in Form eines Flaschenhalters an. Wird das Rad von Unbefugten bewegt, schickt er eine Warnung ans Smartphone.
Foto: Pearl

(PC-Welt)