Verkaufszahlen ueberraschen selbst den Hersteller Hewlett-Packards MPE-Rechner erleben 1994 zweiten Fruehling

02.12.1994

MUENCHEN (CW) - Hewlett-Packards HP3000-Rechnerlinie bekommt offensichtlich die zweite Luft: Die Verkaeufe der unter dem MPE- Betriebssystem laufenden Systeme entwickelten sich im Geschaeftsjahr 1994 erfreulicher, als es HP selbst erwartet hatte.

Wie Mark Calomeni, HP-Manager der Commercial Systems Division, bestaetigte, liegen die Einnahmen aus dem HP3000-Geschaeft "signifikant ueber" den hausinternen Vorausschaetzungen. Calomeni machte allerdings keine Angaben dazu, wie hoch die Umsaetze mit HP3000-Maschinen waren. Bis Redaktionsschluss war auch von HPs deutscher Niederlassung diesbezueglich nichts zu erfahren.

Doug Van Dorsten, Analyst bei der Hambrecht & Quist Inc. in San Franzisko, bestaetigte den Trend: Er habe damit gerechnet, dass das Geschaeft mit den MPE-Rechnern zurueckgehen werde, "aber es waechst sogar noch". Van Dorsten konnte keine Angaben darueber machen, ob die rosigen HP3000-Verkaufszahlen auf Kosten derer der HP9000- Linie gehen.

Andere Analysten stellen fest, dass man sich in der HP3000- Anwendergemeinde zunehmend Gedanken darueber macht, ob ein Wechsel von der angestammten auf die Unix-Plattform der HP9000-Systeme unbedingt angezeigt sei.

Ein HP3000-Nutzer aeusserte gegenueber der CW-Schwesterpublikation "Computerworld", er habe Probleme gehabt, eine kommerzielle Anwendung auf die Unix-Plattform zu migrieren. Auch habe sich das Versprechen, durch die Nutzung offener Systeme waeren auch Kostensenkungen zu erzielen, zumindest fuer sein Unternehmen nicht bewahrheitet. Zu den nicht direkt erkennbaren Kostenfaktoren sei etwa der Mangel an gut ausgebildeten Unix-Fachleuten zu zaehlen.

Ein weiterer HP3000-Anwender traut der Unix-Umgebung nach wie vor keinen fast stoerungsfreien Betrieb der Systeme zu. Er sei aber darauf angewiesen, dass seine Rechner 98 Prozent der Zeit liefen. Ausserdem, so der Anwender weiter, sei die Systemverwaltung unter Unix "um ein Mehrfaches schwerer" zu bewerkstelligen als unter MPE.

Die aktuelle MPE/IX-Version 5.0 beinhaltet jetzt auch Programmier- und Benutzer-Schnittstellen, die konform zu den Standards Posix 1003.1 und 1003.2 sind. Damit soll auch die Migration von Unix- Anwendungen auf die MPE-Plattform erleichtert werden. Trotz dieser Bemuehungen sehen einige Anwender aber noch Handlungsbedarf, sei doch die Transformation von Unix auf MPE beileibe nicht so einfach, wie gerne dargestellt.