Vergabemonopol auf .com-Domains bleibt bis 2007 erhalten

Verisign einigt sich mit der Icann

09.03.2001
MÜNCHEN (CW) - Der Domain-Dienstleister Verisign behält auch künftig die Kontrolle über die Vergabe und Verwaltung von .com-Adressen. Die Firma konnte sich, für viele Beobachter überraschend, mit der Internet-Regulierungsbehörde Icann (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) einigen.

Mitte 1999 entschieden die Icann und das US-Wirtschaftsministerium, den Bereich der Domain-Vergabe und -Verwaltung umzustrukturieren. Der damalige Monopolist Network Solutions (NSI), der im vergangenen Jahr von Verisign übernommen worden war, hätte sich nach der "Übereinkunft" bis Ende April dieses Jahres von der globalen Datenbank (Registry) oder der Adressvermarktung (Registrar) für die Endungen .com, .org und .net trennen müssen. Dadurch sollte der Wettbewerb im Markt für Web-Domains angekurbelt werden.

Mit einem überraschenden Schritt hat das Unternehmen nun die drohende Spaltung abgewendet. Verisign darf eigenen Angaben zufolge sowohl mit der Verwaltung - also dem Großhandelsverkauf der Adressen an andere Registrare - als auch mit der Vergabe der lukrativen .com-Domains an Endkunden bis November 2007 fortfahren. Immerhin handelt es sich bei .com-Endungen gegenwärtig um rund 75 Prozent der international angemeldeten Websites.

Wettbewerber holen auf

Die .net-Adressen kontrolliert das Unternehmen demnach bis Anfang 2006. Allerdings genießt Verisign kein Monopol mehr für die Vergabe, und sein Einfluss schwindet unter dem Druck anderer Registrare wie beispielsweise Register.com deutlich. Außerdem müssen das Aufsichtsgremium der Icann und das US-Wirtschaftsministerium dem Vertrag noch zustimmen.

Als Preis für das Entgegenkommen der Internet-Behörde will Verisign die Vergabe der .org-Domains im Dezember 2002 in andere Hände geben. Zusätzlich möchte die Firma dann rund fünf Millionen Dollar für die Zukunft der Adressen "stiften" und 200 Millionen Dollar in zehn Jahren an Forschungsgeldern bereitstellen, um den Vergabe- und Verwaltungsprozess effizienter zu gestalten. Außerdem soll durchgesetzt werden, dass .org-Adressen künftig nur von Non-Profit-Organisationen besetzt werden können, wie dies laut Verisign ursprünglich vorgesehen gewesen sei.

Allerdings trifft diese Behauptung nicht zu, was zu Unmutsäußerungen in dem von der Icann eingerichteten Diskussionsforum (http://forum.icann.org/nsi2001) geführt hat. In der betreffenden Passage des Domain-Name-Structure-(DNS-)Systems vom März 1994 (RFC 1591) heißt es lediglich, dass die .org-Domain für Organisationen vorgesehen ist, für die alternative Adress-Endungen, beispielsweise .mil, .gov oder .edu, nicht passen. Da in den letzten Jahren auch viele Privatpersonen die .org-Domain für sich reserviert haben, sind Berichten zufolge mehr als 2,5 Millionen Adressen zugeteilt worden.

Aus der Sicht von Verisign, das in den letzten Jahren die .org-Domain an alle Zahlungswilligen verkauft hat, wäre deren Neuvergabe überaus sinnvoll. Der aktuelle Plan sieht nämlich vor, dass alle .org-Besitzer ihre Domain abgeben und sich eine alternative Adresse beschaffen oder den Status einer Non-Profit-Organisation anstreben. Dies erhöht zwangsläufig die Nachfrage nach .com- und .net-Adressen, wovon Verisign wiederum profitieren würde. Eine Entscheidung über den Vertrag mit der Icann wird noch für den laufenden Monat erwartet.