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Verhindert Länder-Bürokratismus Anti-Cybercrime-Agentur in Europa?

05.06.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE)-- Pläne für eine Europäische Netz- und IT-Sicherheits-Agentur (Enisa), die den europäischen Regierungen mit Rat und Tat bei Cybercrime-Problemen und deren Bewältigung zur Seite stehen würde, könnten an bürokratischen Hindernissen scheitern. Vertreter der Europäischen Union (EU) sagten, die nationalen Regierungen hätten Forderungen geäußert, sehr viel mehr Einflussmöglichkeiten auf die Agentur haben zu wollen.Enisa sollte nach den bisherigen Planungen bis zum Ende dieses Jahres ihre Tätigkeit aufgenommen haben. Die Europäische Kommission (EC), die das Exekutivorgan der EU ist und die die Gründung solch einer Agentur ursprünglich vorgeschlagen hatte, wollte eine kleine schlagkräftige Agenturtruppe von 30 Mann zusammenstellen. Diese sollte bei Virusattacken oder anderen Cybercrime-Aktivitäten schnell eingreifen können.

Ein EU-Sprecher sagte, jetzt hätten Regierungen gefordert, Mitglieder für ein Management-Board zu ernennen, das die Arbeit der Agentur kontrolliert. Zudem wollen die Mitgliedsländer einen Plan der EU torpedieren, der vorsah, ein Beratungsgremium einzurichten, dass in Kontakt mit Unternehmen stehen sollte. Die EU ist demgegenüber strikt gegen eine Überarbeitung der Pläne für Enisa. Sollten solche Gedankenspiele der einzelnen europäischen Regierungen tatsächlich verwirklicht werden, droht die EU damit, den Vorschlag für die Gründung einer Cybercrime-Agentur komplett zurückzuziehen.

"Diese ganze Debatte ist vollkommen unnötig. Wir werden tagtäglich mit Cybercrime-Aktivitäten konfrontiert und haben keine Werkzeuge, solch einer Bedrohung Herr zu werden," sagte ein Kommissionssprecher. Internet-Service-Provider (ISP) hatten geäußert, eine Agentur wie Enisa würde eine wichtige Rolle ausfüllen - allerdings nur dann, wenn sie nicht gleich durch Eingriffe von Regierungsseiten behindert würde. "Die neue Netz-Sicherheits-Agentur würde eine sehr wichtige Rolle einnehmen, " sagte Louisa Gosling, die Präsidentin der europäischen ISP-Vereinigung EuroISPA. "Wir machen uns aber Sorgen, dass unnötige Bürokratie in der Struktur der neuen Agentur deren Effizienz erheblich reduzieren würde."

Enisa würde die EU in den kommenden fünf Jahren nach den bisherigen Berechnungen rund 24 Millionen Euro kosten. Weitere neun Millionen Euro würden mit dem Beitritt der zehn zukünftigen neuen EU-Mitglieder fällig. (jm)