Krach um Instant-Messaging-Services

Verhandlungen zwischen Microsoft und AOL stocken

08.06.2001
MÜNCHEN (CW) - Nachdem die Integration der AOL-Zugangssoftware in Windows XP bereits beschlossene Sache schien, gerieten die Verhandlungen kurz vor dem Ende ins Stocken. Streitobjekt zwischen beiden Branchengrößen ist einmal mehr der Instant Messenger.

Die Auseinandersetzung zwischen Microsoft und AOL Time Warner über einen gemeinsamen Instant-Messaging-Standard schwelt bereits seit Jahren. Beide Kontrahenten haben sich bislang nicht auf eine gemeinsame Basistechnik geeinigt. Auch jetzt könnte der Zwist zum Stolperstein für die derzeit laufenden Verhandlungen werden. Microsoft will mit dem "Windows Messenger" einen eigenen Instant-Messeging-Service fest im neuen Betriebssystem integrieren. Dieser Dienst wäre eine unmittelbare Konkurrenz für den AOL Instant Messenger. Beide Services sind nicht miteinander kompatibel.

Microsoft und AOL verhandeln seit einigen Wochen über eine Verlängerung des im Januar dieses Jahres ausgelaufenen Kooperationsvertrages (siehe CW 22/01, Seite 8). In der Vergangenheit hatte sich die Gates-Company dazu verpflichtet, die AOL-Zugangssoftware in allen Windows-Versionen zu integrieren. Im Gegenzug setzte der Online-Dienst exklusiv auf den Microsoft-Browser Internet Explorer. Zuletzt schienen einer Verlängerung des Vertrages nur einige technische Details im Wege zu stehen. Doch der Streit um Instant Messaging stellt die bisherigen Verhandlungserfolge wieder in Frage.

Instant-Messaging-Services beinhalten Dienste wie Internet-Telefonie sowie die Übermittlung von Video-, Sound- oder Textdaten. Nach Ansicht von Henry Blodget, Analyst bei Merrill Lynch, könnte die Microsoft-Strategie AOL langfristig schaden. Letztendlich versuchten die Redmonder, Online-Services in die Betriebssysteme einzubauen. Shawn Stanford, Microsoft-Produkt-Manager für Windows, propagiert den neuen Windows-Messenger als Plattformtechnik, auf deren Basis Firmen eigene Messaging-Dienste entwickeln können.